Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

34 | ZAHNMEDIZIN ZAHNGESUNDHEIT BEI BULIMIE UND MAGERSUCHT Carolinum bietet zahnmedizinische Sprechstunde bei Essstörungen Essstörungen wie Bulimie und Magersucht werden – insbesondere bei jungen Menschen – häufiger und können bekanntlich zu ausgeprägten Zahnschäden führen. Frühzeitiges Eingreifen kann Schäden an der Zahnhartsubstanz vorbeugen, bereits vorhandene Erosionen können behandelt werden. Das Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat eine interdisziplinäre Sprechstunde zur zahnmedizinischen Therapie bei Essstörungen ins Leben gerufen. Die Zahnärztinnen Miriam Ruhstorfer und Charlène Bamberg berichten im Interview über ihre dortige Arbeit, Herausforderungen und Erfolge. Warum haben Sie gerade jetzt die Ambulanz für Bulimie und Magersucht ins Leben gerufen? Als universitäres Zentrum für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde möchten wir ein Behandlungsangebot schaffen, das auch sensible Patientengruppen einschließt. Bei Patient*innen mit psychosomatischen Erkrankungen ist der zahnärztliche Behandlungsbedarf häufig aus einer Vielzahl von Gründen hoch. Allerdings ist diese Patientengruppe im Behandlungsalltag meist unterrepräsentiert und eine Diskrepanz zwischen Behandlungsbedarf und -angebot entsteht. Dem wollen wir durch das Augenmerk auf Patient*innen mit Essstörungen entgegenwirken und mit unserer Ambulanz einen Rahmen schaffen, der den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe gerecht wird. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt treten Essstörungen in unserer Gesellschaft zunehmend häufiger auf und das meist im Verborgenen. Wir möchten neben den allgemeinmedizinischen Folgen auch Aufmerksamkeit schaffen für die zahngesundheitlichen Auswirkungen von Essstörungen und darüber aufklären, welche Maßnahmen im Hinblick auf die Mundgesundheit der Betroffenen sinnvoll erscheinen. Betroffene versuchen häufig, ihr Essverhalten geheim zu halten. Wie kommen die Patientinnen und Patienten in Ihre Sprechstunde, denn dieser Schritt ist ja ein Bekenntnis zu der Erkrankung. Patient*innen finden den Weg zu uns auf unterschiedlichste Weise. Zum einen arbeiten wir in einem Netzwerk, konkret mit der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universitätsklinik Frankfurt am Main, mit der Psychotherapeutenkammer Hessen, aber auch mit niedergelassenen Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen zusammen. Über diesen Kontakt können Betroffene, die sich aufgrund ihrer Essstörung bereits in psychiatrischer oder psychotherapeutischer Behandlung befinden, in unserer Klinik einen Ansprechpartner für ihre Mund- und Zahngesundheit finden. Bei diesen Patient*innen ist ein entscheidender Schritt, nämlich das Bekenntnis zu ihrer Erkrankung, bereits erfolgt und wir helfen aus zahnärztlicher Sicht weiter. Erosionen im Frontzahnbereich mit deutlichem Zahnhartsubstanzverlust und starker Transluzenz im Bereich der Schneidekante Foto: Carolinum Frankfurt am Main zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (720)

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