Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (723) PRAXIS | 37 HERZFREQUENZ, CORTISOL UND ALPHA-AMYLASE STEIGEN Schon die Beobachtung von Stress löst Symptome aus Mit einem innovativen Studiendesign konnten Forschende der Universität Konstanz erstmals placebokontrolliert zeigen, dass schon die Beobachtung einer gestressten Person eine physiologische Reaktionen auslöst, die jedoch geringer ausfällt als die der gestressten Person selbst. Das gilt jedoch nicht immer. Bestehende Forschungen deuteten bereits darauf hin, dass nicht nur der eigene Stress zu physiologischen Stressreaktionen führt, sondern auch die Beobachtung von Stress bei anderen. Bisher fehlte jedoch ein standardisiertes Paradigma, um eine physiologische Stressansteckung auf der Grundlage einer direkten Stressbeobachtung im Vergleich zu einer aktiven Placebo-Stressbeobachtung zuverlässig zu induzieren. Forschende des Exzellenzclusters Kollektives Verhalten der Universität Konstanz entwickelten darum ein standardisiertes, randomisiertes, placebokontrolliertes experimentelles Paradigma, um die physiologische Reaktivität auf direkte Stressbeobachtung zu untersuchen und charakterisierten die Stressansteckungsreaktion der wichtigsten endokrinen Stresssysteme, einschließlich der Kinetik der vollen Reaktivität. Dazu rekrutierten sie gesunde Probanden, die weder gelegentlich noch akut verschreibungspflichtige oder nicht verschreibungspflichtige Medikamente einnahmen und frei von bekannten psychiatrischen oder somatischen Erkrankungen waren. Weitere Ausschlussmerkmale waren regelmäßige übermäßige körperliche Betätigung, Rauchen und illegaler Drogenmissbrauch. Die Teilnehmer verzichteten 24 Stunden vor der Studienteilnahme auf jegliche Art von Sport und Alkoholkonsum. Darüber hinaus wurden sie angewiesen, koffeinhaltige Getränke und flavonoidhaltige Lebensmittel am Studientag zu vermeiden. Das Test-Setting: ein simuliertes Vorstellungsgespräch Die Rekrutierung erfolgte über Onlineund Offline-Anzeigen an der Universität Konstanz sowie an der Hochschule Konstanz. Alle Teilnehmer erhielten eine finanzielle Entschädigung in Höhe von zehn Euro pro Stunde. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Testpersonen einer angepassten Version des Trierer Social Stress Tests unterzogen („TSSTTeilnehmer“, n = 20), der wiederum von einer zufälligen Auswahl von „Stressbeobachtern“ (n = 36) beobachtet wurde. Die Kontrollgruppe bildeten die „Placebo-Stress-Beobachter“, n = 30), die eine Placebo-Stress-Kontrollbedingung beobachten. Während der Stress- beziehungsweise Placebo-Stressbeobachtung wurden die Herzfrequenz, die AlphaAmylase sowie Cortisol und Aldosteron im Speichel gemessen. Das TSST-Verfahren umfasst simuliertes Vorstellungsgespräch von fünf Minuten Länge, gefolgt von einer Kopfrechenaufgabe (ebenfalls fünf Minuten) vor einem Bewertungsgremium in weißen Kitteln. Um eine direkte Stressbeobachtung zu ermöglichen, bestand das Bewertungsgremium aus bis zu drei Stressbeobachtern, die als Bewerter getarnt waren, zusätzlich zu einem Panelmitarbeiter, der den Test leitete. Die Stressbeobachter wurden angewiesen, die folgende Situation sorgfältig zu beobachten und währenddessen einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. Zusätzlich wurden sie geFoto: Rawpixel.com - stock.adobe.com

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