50 | TITEL verschiedene räumlich definierte Eigenschaften zugeordnet werden. Dies können beispielsweise Farbinformationen oder materialspezifische Charakterisierungen sein. Die Grundlage für die Multimaterial-Fertigung kann bereits im Mund mit der digitalen Erfassung durch einen 3-D-Intraoralscanner gelegt werden. Dabei werden seit einigen Jahren zusätzlich zu den dreidimensionalen Oberflächendaten auch die geometriebezogenen Farbinformationen aufgezeichnet. Spezielle Dateiformate, wie beispielsweise das DCM-Format, das PLY-Format, das OBJ-Format oder das 3MF-Format, ermöglichen die Speicherung von Farbinformation in Relation zu den Oberflächendaten. Das heißt, jedem Oberflächenpunkt wird eine spezifische Farbe zugeordnet. Und diesen Mehrwert an Information kann man bei der Herstellung von Meistermodellen und Zahnersatz nutzen. Die digitale dentale Multimaterial-Fertigung ist sowohl mittels abtragender Verfahren (= subtraktive Verfahren = CNC-Fräsen) als auch mittels additiver Verfahren (= 3-D-Druck) umsetzbar. Insbesondere der 3-D-Druck bietet hier zukünftig ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten, die die Fertigung sowohl von Kunststoffen, von Keramiken als auch von Metallen betreffen. Multimaterial-3-D-Druck von Kunststoff Die für den dentalen Multimaterial3-D-Druck derzeit relevanteste Technologie ist das Material-Jetting, bei dem in das in spezieller Flüssigkeit beigemischte Material – ähnlich wie beim Tintenstrahldruck – über Druckdüsen auf eine Bauplattform aufgesprüht wird, dort schnelltrocknet und sich verfestigt. Drucker mit dieser Technologie werden von verschiedenen Unternehmen angeboten, beispielsweise von Stratasys (Eden Prairie, MN). Hersteller, die Multimaterial-Fertigung im Kunststoffbereich anbieten, sind Mimaki (Nagano, JP), 3-D-Systems (Rock Hill, SC, USA), Quantica (Berlin) sowie Hewlett Packard (Palo Alto, CA, USA). Aktuell werden die Technologien von HP jedoch nicht für den Dentalbereich angeboten. Auf der Basis von intraoralen 3-DFarbscans können mithilfe des Multimaterial-3-D-Drucks farbige Meistermodelle hergestellt werden, die die Mundsituation in realistischen Farben wiedergeben. Aktuell gibt es drei verschiedene 3-D-Drucktechnologien, die die Herstellung von grafischen 3-DModellen ermöglichen. Die erste dazu geeignete Technik war das sogenannte Pulverbett-Druckverfahren (Binder-Jetting), bei dem unterschiedlich eingefärbte Binderflüssigkeiten in ein Pulverbett gespritzt werden und so einerseits Abb. 25: Mittels Lithoz LCM-Verfahren (LCM = Lithography-based Ceramic Manufacturing) gefertigte, dreidimensional geschichtete Zähne aus Lithiumdisilikat Abb. 26: Mittels Lithoz LCM-Verfahren (LCM = Lithographybased Ceramic Manufacturing) gefertigte, dreidimensional geschichtete Zähne aus Lithiumdisilikat Abb. 23: auf Basis eines Intraoralscans im Multimaterial-3-D-Druck (Polyjet, Stratasys) hergestellte mehrfarbige fotorealistische Modelle Abb. 24: im Multimaterial-3-D-Druck (Polyjet, Stratasys) hergestellte Oberkieferprothese (TrueDent), bei der die Prothesenbasis und die Prothesenzähne in einem einzigen Druckvorgang gefertigt wurden (TrueDent Prothesen sind seit 2022 in den USA zugelassen, voraussichtliche Zulassung in Deutschland Ende 2025) zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (736) Fotos: Josef Schweiger
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