Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

52 | TITEL zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (738) das sich seit einigen Jahren mit dem Metall-Multimaterial-3-D-Druck beschäftigt und erste Arbeitsansätze im Dentalbereich vorgestellt hat [Horn et al., 2023]. Ein aktuelles Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München befasst sich mit der Entwicklung einer innovativen Fertigungstechnologie zur Produktion von DoppelkronenProthesen aus Edelmetall in Kombination mit einer CoCr-Legierung (Abbildungen 27 bis 29). Der wesentliche Vorteil liegt hierbei darin, dass es mithilfe des Multimaterial-3-D-Drucks möglich ist, mit verschiedenen Metallen in einem Bauprozess unterschiedliche Eigenschaften zu kombinieren und dabei das Bauteil in einem einzigen 3-D-Druckvorgang herzustellen. So kann man beispielsweise die hohe Stabilität von CoCr-Gerüsten mit den hervorragenden Friktionseigenschaften von Gold in einer Multimaterial-Teleskoparbeit kombinieren. Da hierbei keine zusätzlichen Fügeschritte (Löten, Lasern, Kleben) notwendig sind, ergibt sich daraus eine sehr kosteneffiziente Herstellungsvariante. Ausblick Additive Verfahren haben den wesentlichen Vorteil, dass die Eigenschaften der Bauteile während des Bauprozesses individuell beeinflusst werden können. Dies betrifft sowohl die mechanischen als auch die ästhetischen Eigenschaften. Bei subtraktiven Verfahren hingegen sind diese Charakteristika bereits mit der Herstellung des Fräsrohlings determiniert. Damit eröffnet der 3-DDruck enorme Freiheiten schon beim Design-Prozess. Andererseits sind die Präzision und die Effizienz der subtraktiven Bearbeitung extrem hoch, so dass die Kombination aus beiden Fertigungstechniken im Sinne einer Hybridfertigung äußerst sinnvoll erscheint. Mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit werden diejenigen Fertigungstechnologien „das Rennen machen“, die es ermöglichen, direkt aus dem Konstruktionsdatensatz die finale Restauration herzustellen – ohne analoge Zwischenschritte, die letztlich aufgrund der menschlichen Arbeitszeit und des zusätzlichen Material- und Energieaufwands das Produkt verteuern, wodurch jenes mittelfristig nicht konkurrenzfähig sein wird. Schlussbetrachtung Additive Fertigungsverfahren sind inzwischen in der Zahnheilkunde angekommen. Der Einsatz der Technologien ist sehr vielseitig und das Anwendungsspektrum reicht beispielsweise von der digitalen Herstellung von Meistermodellen, Bohrschablonen und individuellen Löffeln bis hin zur Fertigung von definitiven Restaurationen und Totalprothesen. Der 3-D-Druck erfordert eine hohe Anwenderkompetenz, die durch Schulungen und letztlich auch durch die praktische Arbeit erreicht werden kann. Vorteilhaft sind hier sicherlich Systeme, die den Workflow vollumfänglich abbilden, also sowohl die digitale Vorbereitung (Nesten, Slicen) der Datensätze ermöglichen als auch das Postprocessing (Säubern und Nachvergüten) in einem geschlossenen System anbieten. Dies führt nicht nur zu einer höheren Anwendungssicherheit, sondern verringert auch das Gefahrenpotenzial durch unsachgemäßen Umfang vor allem beim Postprocessing. Einen sehr interessanten Ansatz bietet die sogenannte „Chairside by Lab“- Lösung. Dabei werden Intraoral-Scandaten aus der zahnärztlichen Praxis ins zahntechnische Labor gesendet, wo die CAD-Konstruktion des zu druckenden Bauteils erfolgt. Anschließend werden die Konstruktionsdaten online an den 3-D-Drucker in der zahnärztlichen Praxis gesendet, wo die additive Fertigung der Bauteile erfolgt. Die Finalisierung (Postprocessing) der Bauteile erfolgt in der Praxis. Der Vorteil hierbei ist, dass einerseits auf die fachliche Kompetenz im zahntechnischen Labor zurückgegriffen werden kann, andererseits kein Versand der Produkte notwendig ist. Dies erspart Zeit und schont Ressourcen, da kein physischer Versand notwendig ist. n Abb. 27–29: Teleskopversorgung im Unterkiefer aus einer Goldlegierung und einer CoCrLegierung, gleichzeitig zusammen hergestellt in einem Bauprozess mittels Metall-Multimaterial-3-D-Druck Fotos: Josef Schweiger

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