Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

54 | PRAXIS PFAS IN EINWEGGESCHIRR Steckt in Ihren Pappbechern die Chemikalie für die Ewigkeit? Nach dem Bann für Wegwerfgeschirr aus Kunststoff setzt die Welt auf Produkte aus Papier. Der Müll bleibt, PFAS kommt. Ob Ihre Becher mit den schädlichen Chemikalien beschichtet sind, zeigt ein einfacher Test. PFAS – per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – sind Industriechemikalien, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts hergestellt und aufgrund ihrer besonderen technischen Eigenschaften (wasser-, fett- und schmutzabweisend) in vielen industriellen Prozessen und Verbraucherprodukten eingesetzt werden. Sie finden sich nicht nur in Textilien, Antihaft-Pfannen, Elektronikgeräten und Kosmetika, sondern werden auch zur Oberflächenbehandlung von Metallen, Kunststoffen und Papier verwendet, teilt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)mit. Ob ein Produkt PFAS enthält, lässt sich in der Regel nicht erkennen, da es in den meisten Produktbereichen keine Kennzeichnungspflicht für diese Chemikalien gibt, meldet die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das Problem: Sie reichern sich in Umwelt, Mensch und Tier an, weshalb sie auch „Ewigkeits-Chemikalien“ genannt werden. Wer das soweit wie möglich reduzieren möchte, dem geben Verbraucherschützer die folgenden Tipps: n Hersteller werben häufig mit „PFOA/ PFOS-frei“ oder „GenX-frei“. Das bedeutet jedoch nur, dass bestimmte Einzelsubstanzen nicht enthalten sind, da deren Einsatz mittlerweile ohnehin verboten ist. Die Werbung ist somit häufig ein Hinweis darauf, dass das Produkt PFAS enthält. n Allein Werbeaussagen wie „Frei von PFAS“, „frei von PFC“ oder „fluorfrei“ umfassen tatsächlich die gesamte Stoffgruppe mit ihren mehr als 10.000 Mitgliedern. Wenn mit solchen Aussagen geworben wird, sollte das Produkt tatsächlich PFASfrei sein. n PFAS sind meistens drin, wenn Geschirr mit Antihaftbeschichtungen beworben wird. Als Beschichtungsmaterial wird dabei unter anderem PTFE (Polytetrafluorethylen) eingesetzt. n Begriffe wie „wasser-“ oder „ölabweisend“ können Hinweise darauf sein, dass PFAS verwendet wurden. Achtung, wenn Produkte über ungewöhnliche Materialeigenschaften verfügen. Hier kommen Papier, Pappe oder Bagasse ins Spiel – denn die Materialien saugen normalerweise allesamt Wasser und Fett auf. Darum gilt: „Wenn Öl auf der Oberfläche dieser Materialien runde Tropfen bildet, dann kann dies ein Hinweis auf den Einsatz von PFAS sein“, so die Verbraucherzentrale. Ein Tropfen Wasser und Öl reichen für den PFAS-Nachweis Auch das Institut für Bedarfsgegenstände Lüneburg (IfB), das eigens ein Testverfahren zum Nachweis von PFAS entwickelt hat, empfiehlt den Öltropfen-Test. „Aufwendige Messtechnik ist nur für die rechtliche Absicherung erforderlich. Ein Tropfen Wasser und (Speise-)Öl sind ausreichend, um PFAS in Papier auf die Schliche zu kommen“, schreibt die Behörde. Bilden sowohl Wasser als auch Öl eine beständige Perle auf dem Papier, sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass PFAS eingesetzt wurden". Und tatsächlich: 2024 untersuchte das IfB Lüneburg 40 Proben aus Papier und Bagasse. Jene 20 Produkte, die beim ÖltropfenTest auffielen, enthielten laut LaborAnalyse PFAS. Auch in Zahnseide wird weiterhin PFAS eingesetzt. Das zeigte Anfang 2024 ein stichprobenartiger Labortest von sieben Produkten bekannter Hersteller, den der BUND von einem unabhängigen Labor durchführen ließ (https:// bit.ly/Zahnseide_PFAS). Ergebnis: Zwei der getesteten Produkte enthielten das Polymer Polytetrafluorethylen (PTFE), bekannt unter dem Markennamen „Teflon“. Besorgniserregend sei, dass in der Eigenmarke der Drogeriemarktkette Budni neben dem PTFE die giftige Perfluoroctansäure (PFOA) nachgewiesen wurde. PFOA ist in der Europäischen Union wegen seiner gesundheitsschädlichen Eigenschaften bereits weitgehend verboten. Laut BUND gilt zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (740) Es könnte alles so einfach sein – aber Plastikbecher durch ein Papiermodell zu ersetzen, muss nicht zwingend nachhaltig sein. Damit sie nicht durchweichen, sind viele Produkte beschichtet, mit PE (Polyethylen), PLA (Polylactid Acid) oder PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). Die ersten beiden sind wenig umweltfreundlich, letztere zudem gesundheitsschädlich.

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