Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

ZAHNMEDIZIN | 65 zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (751) nur ein kurzer Eingriff statt, sollte dieser auf 1:200.000 oder 1:400.000 reduziert werden. Bei absoluten Kontraindikationen ist er mithilfe von Adrenalin-freiem Articain ganz zu vermeiden (Tabelle 1). Von der einfachen Infiltrationsanästhesie über verschiedene Leitungstechniken bis hin zur intraligamentären Anästhesie (ILA) stehen verschiedene Varianten der Lokalanästhesie zur Verfügung. An letztere trauen sich viele Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht so recht heran, da sie häufig nicht Teil des universitären „Spritzenkurses“ ist. Dabei ist die ILA eine sehr schmerzarme und schonende Option, die besonders für Angst- und Risikopatienten zu empfehlen ist. Das liegt zum einen daran, dass wenig Lokalanästhetikum nötig ist (circa 0,2 ml pro Zahnwurzel), das bei sehr kurzen Eingriffen sogar ohne Adrenalin auskommen kann. Zum anderen liegen im Desmodontalspalt keine Gefäße und Nerven, die verletzt werden könnten. Aus diesem Grund muss bei der invasiveren Lokalanästhesie des Nervus alveolaris inferior mit dem Risiko der Nervverletzung – insbesondere des N. lingualis – rechtlich stets über die ILA als Alternative aufgeklärt werden. Die Technik an sich ist mit speziellen Druckkraft-begrenzenden Spritzensystemen einfach und reine Übungssache (Abbildung 2). Zudem ist die Erfolgsquote hoch [DaublänDosierung des Adrenalinzusatzes bei der Lokalanästhesie 1,8 2,3 3,1 4,7 4,9 6,1 Keine Risikofaktoren/keine Medikamente Risikofaktoren > 2 Medikamente 0 1 2 4% Articain mit Adrenalin 1:200 000 4% Articain mit Adrenalin 1:100 000 3 Komplikationen bei der Lokalanästhesie (in %) 4 5 6 7 Abb. 1: Im Vergleich von Articain mit den Adrenalinzusätzen 1:200.000 und 1:100.000 erhöht sich die Komplikationsrate bei Verdopplung signifikant. Quelle: Daubländer et al., 1997 Isabel Becker, M.A. Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat KONTRAINDIKATIONEN ARTICAIN KONTRAINDIKATIONEN ADRENALIN absolut absolut relativ n Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff n Schwere Störungen des Reizleitungssystems (z. B. AV-Block II. oder III. Grades, ausgeprägte Bradykardie) n Akute dekompensierte Herzinsuffizienz n Schwere Hypotonie n Ablehnung durch den Patienten n Engwinkelglaukom n Unkontrollierte Hyperthyreose n Paroxysmale Tachykardie/ hochfrequente absolute Arrhythmie n Myokardinfarkt innerhalb der letzten 3–6 Monate n Koronararterienbypass innerhalb der letzten 3 Monate n Schwere Hypertonie n Phäochromozytom n Einnahme nichtkardioselektiver Betablocker n Einnahme trizyklischer Antidepressiva, MAO-Hemmern n Nachgewiesene Sulfitallergie n Kardiovaskuläre Erkrankungen n Diabetes mellitus n Schwangerschaft Tab. 1: Absolute und relative Kontraindikationen für die Gabe von Articain und Adrenalin als Vasokonstriktor (siehe zugehörige Fachinformationen) Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer

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