zmSTARTER | 75 zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (761) fenbar überzeugen, denn kurze Zeit später erhielt er einen der 48 Studienplätze. Auch für Carolin Goretzki ist die Zahnmedizin nicht die erste berufliche Station. Sie hat nach ihrem Abitur BWL studiert und nach ihrem Master im Marketing-Team eines medizinischen Start-ups gearbeitet. Zur Medizin hat sie noch einen anderen Bezug. „Ich komme aus einer Humanmedizinerfamilie, fand die Zahnmedizin aber immer schon interessanter“, erzählt die 32-jährige Düsseldorferin. Ein Praktikum bei einem Zahnarzt brachte dann die Entscheidung, sich für ein Zahnmedizinstudium zu bewerben – unter anderem an der MHB. Nicht die Noten zählen Für den brandenburgischen Modellstudiengang Zahnmedizin – und alle anderen Studienangebote der Hochschule – gilt das Prinzip: Persönlichkeit, Motivation und Praxiserfahrungen zählen mehr als Abiturnoten. „Ein sehr gutes Abiturzeugnis unterstreicht zwar die Lern- und Leistungsbereitschaft in einer schulischen Lernumgebung und ist als ein Indikator für den zu erwartenden Studienerfolg sicherlich auch bei der Bewältigung des anspruchsvollen Studiums der Zahnmedizin hilfreich. Nach unseren Erfahrungen spielen jedoch bei der Bewerbung um einen Studienplatz auch die persönliche Motivation und eventuell vorhandene beruflich relevante Vorerfahrungen eine große Rolle“, heißt es auf der MHBWebsite. Um passende Studierende zu finden, fokussiert sich das Auswahlverfahren daher unter anderem auf manuelles Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen, Empathie sowie Entscheidungs- und Teamfähigkeit. Während des Tages durchliefen die Bewerberinnen und Bewerber verschiedene Stationen, an denen sie sich in jeweils acht Minuten mit einer spezifischen Aufgabenstellung auseinandersetzen mussten. „Wir haben unter anderem über eine Grafik einen bestimmten Aspekt der zahnmedizinischen Versorgung dargestellt, um zu sehen, ob die Bewerberinnen und Bewerber Daten evaluieren und einordnen können und wie sie die Ergebnisse präsentieren“, gibt Prodekanin Oess einen Einblick. Die Stationen wurden von Professorinnen und Professoren der Fakultät, von Studierenden der Humanmedizin und von Zahnärztinnen und Zahnärzten aus Brandenburg betreut. Sie bewerteten die Ergebnisse anhand einer strukturierten Checkliste. „In der Regel konnten maximal fünf Punkte für eine Aufgabe vergeben werden“, erklärt Oess. Wer die meisten Punkte erreichte, bekam das Studienplatzangebot. Die Beteiligung der brandenburgischen Zahnärzteschaft sei für das Auswahlverfahren sehr hilfreich gewesen, so die Prodekanin. Aufgrund ihres Praxiswissens hätten sie die Bewerberinnen und Bewerber gut einschätzen können. Nicht nur im Auswahlprozess, auch im weiteren Verlauf des Studiums werde man eng zusammenarbeiten: „Die zahnmedizinische Klinik wird an der MHB vom ersten Tag an gelehrt. Im Curriculum des Studiengangs sind Praxistage in lokalen Zahnarztpraxen fest verankert und zurzeit erarbeiten wir mit den brandenburgischen Zahnärztinnen und Zahnärzten sogenannte ‚First-Day-Competences‘. Aus diesem Katalog können die Studierenden immer genau ablesen, welche Aufgaben sie zu einem bestimmten Zeitpunkt im Studium schon selbstständig ausführen können sollten.“ Der enge Kontakt zum Berufsstand im Land soll nach Möglichkeit auch dazu beitragen, die Nachwuchskräfte für eine spätere Niederlassung in Brandenburg zu begeistern. Das Miteinander fördern Goretzki denkt mit einem guten Gefühl an den Auswahltag zurück. „Tatsächlich haben mir alle Stationen gefallen, weil sie alle etwas mit dem Berufsbild zu tun hatten“, sagt sie. „Gut fand ich auch, dass wir uns nach jeder Aufgabe selbst reflektieren sollten. Es ist schließlich wichtig, sich später im Job damit auseinandersetzen zu können, wenn mal etwas schiefgeht.“ Auch Dittrichs Fazit fällt positiv aus: „Man hat sofort gemerkt, dass sich die Universität im Vorfeld Gedanken gemacht hat, welche Gruppe von Studierenden sie formen möchte und dass es ihr dabei nicht um Ellenbogenmentalität geht, sondern darum, das Miteinander zu fördern.“ Inzwischen haben die beiden Studierenden ihre ersten Wochen an der MHB hinter sich. Der Empfang sei herzlich gewesen und die Abläufe bisher sehr strukturiert, findet Goretzki. Dass nun der Studienalltag mit all seinen Facetten Einzug hält, entmutigt ihren Kommilitonen Dittrich nicht. „Mein Abi liegt zehn Jahre zurück und die ersten Vorlesungen in Biochemie haben mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, sagt er und lacht. „Trotzdem kneife ich mich während der Vorlesungen immer noch ab und zu, um sicherzugehen, dass ich nicht träume.“ sth Tatsächlich haben mir alle Stationen des Auswahlverfahrens gefallen, weil sie alle etwas mit dem Berufsbild zu tun hatten. Carolin Goretzki, Zahnmedizinstudentin an der MHB Foto: Privat Foto: privat
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