Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

80 | zmSTARTER zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (766) BONNER MKG-CHIRURGIE FÜHRT OSCE-VERFAHREN EIN Eine Parcours-Prüfung im Zahnmedizinstudium Die Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie (MKG) am Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat ein neues Format konzipiert, um die Leistung der Studierenden möglichst realitätsnah zu überprüfen und sie besser auf ihren klinischen Arbeitsalltag vorzubereiten. Ziel sei, die Studierenden umfassend und möglichst praxisnah auf ihr späteres Berufsleben einzustimmen, indem sie bereits an der Uni erste Erfahrungen in der Identifikation von medizinisch vorerkrankten Patienten sowie in der Prävention beziehungsweise im Management von Notfallsituationen machen können. „Wir wollen so potenzielle Berührungsängste abbauen“, erläutert Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer, Direktor der Klinik für MKG-Chirurgie am UKB. Mit Unterstützung der Medizinischen Fakultät der UKB wurde daher das kompetenzorientierte Prüfungsverfahren OSCE (objective structured clinical examination) extra für die Bonner Zahnmedizin konzipiert und nun erstmals durchgeführt. Dabei besteht die Prüfung aus sieben unterschiedlichen Situationen, die sich an den Lehrinhalten orientieren. „Der praktische Kompetenzerwerb im Kurs lässt sich mit mündlichen Testaten und schriftlichen Klausuren nur begrenzt und oft nur wenig belastbar überprüfen“, berichtet Dr. Katharina Elanzew, Referentin für Studiengangsmanagement und -entwicklung Zahnmedizin im Studiendekanat der Medizinischen Fakultät. Im Fokus sind die Injektionsund Extraktionstechniken Inhaltlich wurde das „Praktikum der zahnärztlich-chirurgischen Propädeutik und Notfallmedizin“ ergänzt mit zahlreichen praktischen Übungen an Phantommodellen und zum strukturierten Anamnesegespräch, aber auch durch Notafallsimulationen mit Schauspielpatienten. „Im Mittelpunkt stehen besonders die praktischen Übungen zum Erlernen der chirurgischen Injektions- und Extraktionstechniken“, erzählt Kramer. „Viele neue praktische Übungen – beispielsweise am Phantommodell – gewährleisten, dass die Studierenden über ein gefestigtes ‘Handlungswissen’ verfügen, bevor es an die eigentliche Patientenbehandlung geht.“ So werden im Prüfungsparcours das strukturierte Führen eines Anamnesegesprächs, die chirurgische Händedesinfektion, die Applikation einer Leitungsanästhesie, die Durchführung einer Zahnextraktion und eine chirurgische Nahtübung geprüft. Highlight sind zwei nachgestellte Notfallszenarien. Insgesamt dauert die OSCE-Prüfung für die Studierenden nach einer kurzen Einweisung jeweils 48 Minuten inklusive Wechselzeiten zwischen den einzelnen Stationen. „Nachteilig ist der hohe Personal- und Zeitaufwand in der Vor- und Nachbereitung des Prüfungsparcours. Auch müssen wir von einem erheblichen Aufwand in der Qualitätskontrolle und zukünftigen Weiterentwicklung der Prüfungsstationen ausgehen. Allerdings ist das OSCE-Konzept eine vielversprechende Option zur praxisnahen Ausbildung und Prüfung der Studierenden, besonders im Fach Zahnmedizin“, resümiert Kramer. Das Echo bei den Prüflingen der ersten Bonner OSCE fiel ebenfalls positiv aus. Zwar wurde die OSCE-Prüfung von allen als stressig und anspruchsvoll empfunden., dennoch gaben viele Studierende an, dass sie durchaus Spaß an der neuen, praxisnahen Prüfungsform hatten. ck Prof. Franz-Josef Kramer und Dr. Katharina Elanzew setzen sich für ein praxisnahes OSCE-Prüfungskonzept ein, um die manuellen und kommunikativen Fertigkeiten der Zahnmedizinstudierenden besser abfragen zu können. Foto: Fotomontage Universitätsklinikum Bonn OSCE – EINE PRÜFUNGSFORM FÜR PRAKTISCHE LERNINHALTE Das Zahnmedizinstudium soll laut neuer Approbationsordnung in vielen Bereichen praxisorientierter werden. Die MKG-Klinik in Bonn will mit der neuen Lehrveranstaltung die Studierenden möglichst praxisnah auf die spätere Patientenbehandlung vorbereiten. Während die sogenannten „OSCE“- Prüfungen in der Humanmedizin verbreitet sind, finden sie für die Bonner Zahnmedizin zum ersten Mal statt.

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