Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

26 | POLITIK FORMEN ILLEGALER BERUFSAUSÜBUNG IN FRANKREICH Der Denturist geht um Die Geschichte begann im Frühjahr 2023: In einem Interview auf dem Wirtschaftsradiosender BFM-Business kündigte der gelernte Zahntechniker Thierry Supplie an, in der Pariser Region eine Schule für „Denturisten“ aufzumachen – obwohl der Beruf in Frankreich gar nicht anerkannt ist. Supplie ließ seinen Worten alsbald Taten folgen: In der Nähe von Paris gründete er ein Weiterbildungszentrum. Aus seiner Intention machte er keinen Hehl. „Das Ziel des Studiengangs Denturologie besteht darin, erfahrene Zahntechniker, die auf ihrem Gebiet kompetent und sachkundig sind, selbstständig und ohne Aufsicht in Teams für die Mundgesundheitspflege auszubilden und so zu Fachkräften im Gesundheitswesen zu machen.“ Daraufhin schaltete die Gewerkschaft Union dentaire die Französische Zahnärztekammer (Ordre National des Chirurgiens-Dentistes, ONCD) ein, die Supplie gemeinsam mit der Zahnärztekammer des Departements Seine-et-Marne (CDO 77) aufforderte, seine Machenschaften einzustellen. Vergeblich. Die Schule in Pontault-Combault unterrichtete weiter und im August/September vergangenen Jahres fanden die Prüfungen für den ersten Jahrgang statt. Ende Februar gab der Nationale Rat der Kammer schließlich bekannt, dass er eine Klage gegen den Leiter von „France Denturistes“ und auch gegen einen Bürgermeister im Departement Seine-etMarne, der das Vorhaben unterstützt hatte, eingereicht habe. Manche Politiker halten den „Denturisten" für die Lösung Ungeachtet dessen wird in der französischen Presse die Einführung des Berufs des Denturisten beziehungsweise Denturologen weiterhin regelrecht angepriesen. Für die Union dentaire ist der Fall klar: „Diese Medienkampagne wird von Herrn Supplie inszeniert. der den Beruf des Zahnarztes auf inakzeptable Weise verunglimpft.“ So habe Supplie behauptet, dass „Zahnärzte dazu tendieren, im Ausland das Billigste zu kaufen, um ihre Gewinnspanne zu erhöhen“ und dass „Zahnärzte normalerweise eine Preisbindung für Zahnersatz haben, aber oft bis zu 1.000 Euro mehr verlangen, indem sie Kleinigkeiten hinzufügen und die Behandlungen nicht im Einzelnen beschreiben“. Foto: Schneestarre_stock.adobe.com_mit KI generiert zm114 Nr. 10, 16.05.2024, (812) VOM DENTISTEN ZUM DENTURISTEN Als in den 1950er-Jahren in Europa ihr Beruf sukzessive abgeschafft wurde, wanderten viele Dentisten nach Kanada aus, wo ein – zunächst illegaler – DenturistenBerufsstand entstand. Sie beschränkten sich größtenteils auf die Anfertigung von Teil- und Totalprothesen, die sie auch eingliederten. British Columbia genehmigte den Denturisten 1958 die Berufsausübung, 1961 wurde der Beruf landesweit anerkannt, 1971 gründete sich die Denturist Association of Canada, die bis heute diesen Berufsstand repräsentiert. Ähnlich verlief die Entwicklung in den USA: Ende der 1970er verabschiedeten Maine, Arizona und Oregon und 1982 Idaho, 1984 Montana und 1994 Washington entsprechende Gesetze. Im gleichen Jahr wurde als Berufsvertretung die American Academy of Medical Denturitry in Montana gegründet. Denturists gibt es auch in Australien, im Vereinigten Königreich, in Belgien und in der Schweiz. Wikipedia

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