Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

38 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Ameloblastom – Kontinuitätsresektion des Unterkiefers mit simultaner Rekonstruktion Peer W. Kämmerer, Sebastian Blatt, Daniel G. E. Thiem Ameloblastome können auch nach mehr als zehn Jahren noch Rezidive ausbilden, wobei das Rezidivrisiko bei radikaler Resektion am geringsten ist. Im vorliegenden Patientenfall trat nach sechs Jahren ein Rezidiv auf, das schließlich eine komplexe chirurgische Behandlung mit mikrovaskulärer Rekonstruktion erforderlich machte. Ein seinerzeit 48-jähriger Patient hatte sich 2018 im zahnärztlichen Notdienst mit anamnestisch seit circa einer Woche bestehenden Schmerzen im rechten posterioren Unterkiefer vorgestellt. Klinisch war das Gebiss sanierungsbedürftig; Zahn 47 zweitgradig gelockert, aber vital; sonst war keine Läsion vorhanden. Daher erfolgte eine radiologische Bildgebung via Panoramaschichtaufnahme, in der sich ein ausgedehnter zystischer Befund im rechten aufsteigenden Unterkieferast zeigte. Außerdem erwiesen sich die Zähne 46 und 47 als nicht erhaltungswürdig, bei weiteren Zähnen in allen Quadranten erschien dies röntgenologisch fragwürdig. Im Rahmen der erweiterten Bildgebung via Digitaler Volumentomografie (DVT) bestätigte sich der zystische Befund, der sich von regio 45 bis in den aufsteigenden Unterkieferast erstreckte. Während eines dreitägigen stationären Aufenthalts fanden die Zahnsanierung und die Zystektomie des eingekapselten Befunds – im Sinne einer erweiterten Probeentnahme –statt, der sich problemlos vom Knochen mobilisieren ließ. Die Zystenwände wurden unter Schonung des Nervus alveolaris inferior ausgefräst. Die histologische Aufbereitung des Präparats ergab ein konventionelles Ameloblastom. Daher wurden die weiteren therapeutischen Optionen (vor allem knöcherne Resektion mit Sicherheitsabstand) mit dem Patienten besprochen, der sich für regelmäßige Kontrolluntersuchungen entschied, die im Anschluss in initial sechs- und später zwölfmonatigen Abständen stattfanden. Während sich in den folgenden Jahren vor allem eine rückläufige Läsion mit Verknöcherung des ehemaligen Zystenlumens zeigte, stellte sich der Patient 2024 mit einer plötzlich progredienten Hypästhesie des rechten Nervus alveolaris inferior vor. Bei Verdacht auf Vorliegen eines Rezidivs des bekannten Ameloblastoms erfolgte eine Panoramaschichtaufnahme (Abbildung 1), die den Verdacht erhärtete. Im anschließend folgenden DVT Abb. 1: Ausschnitt der Panoramaschichtaufnahme im Rahmen der RoutineNachsorgeuntersuchung: Im Bereich des rechts-posterioren Unterkiefers zeigen sich multiple, Seifenblasen-artige Strukturen. zm114 Nr. 10, 16.05.2024, (824) Abb. 2: digitale Volumentomografie (DVT) zur Visualisierung des Ausmaßes des Ameloblastom-Rezidivs (2a: axialer Schnitt; 2b: koronarer Schnitt) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Fotos: Universitätsmedizin Mainz

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