42 | ZAHNMEDIZIN der Tumor mit fester Konsistenz, glatter bis papillärer Oberfläche und einer rosa bis dunkelroten Färbung [Krüger et al., 2011). In sehr seltenen Fällen kann sich ein Ameloblastom zu einem malignen Tumor mit Metastasierungsfähigkeit entwickeln. Diese Transformation wird jedoch in weniger als zwei Prozent der Fälle beobachtet, wobei Metastasen hauptsächlich in der Lunge auftreten [Yang et al., 2021]. In China und in Afrika tritt das Ameloblastom am häufigsten als gutartiger odontogener Tumor auf, während es in den USA, in Kanada und in Deutschland nach dem Odontom der zweithäufigste derartige Tumor ist [Mosadomi, 1975; Regezi et al., 1978; Daley et al., 1994; Lu et al., 1998]. Die weltweite Inzidenz wird auf etwa 0,5 Fälle pro Million Personenjahre geschätzt, wobei vor allem Patienten im Alter von 30 bis 60 Jahren betroffen sind [Larsson und Almeren, 1978]. Die Symptome variieren und können unter anderem schmerzlose Kieferauftreibungen mit oder ohne Gesichtsdeformität, Malokklusionen, Weichteilinvasionen sowie Lockerungen der Zähne oder Wurzelresorptionen umfassen [Wright und Soluk Tekkesin, 2017; Kämmerer et al., 2022]. Normalerweise werden Parästhesien in diesem Zusammenhang nicht wahrgenommen, können jedoch in vereinzelten Fällen auf eine perineurale Invasion hinweisen [McClary et al., 2016]. Ameloblastome zeigen eine deutliche Präferenz für die posteriore Unterkieferregion: Sie treten in bis zu 80 Prozent der Fälle dort auf [Reichart et al., 1995]. In der Regel zeigt sich in radiologischen Untersuchungen eine multilokuläre Radioluzenz der kortikalen Struktur, während gelegentlich ein unilokuläres Erscheinungsbild zu beobachten ist [Buchner et al., 2006]. Obwohl Ameloblastome gutartig sind, können sie lokal aggressiv sein und zu Destruktionen im Kiefer führen. Ohne angemessene Behandlung besteht ein hohes Risiko für ein Wiederauftreten. Studien haben gezeigt, dass die Rezidivraten je nach Behandlungsmethode variieren. Für unizystische Ameloblastome liegen die Rezidivraten bei 3,6 Prozent nach Resektion, bei 30,5 Prozent nach Enukleation, bei 16 Prozent nach Enukleation mit Carnoys Lösung und bei 18 Prozent nach Marsupialisation [Lau und Saman, 2006]. Andere Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass die Rezidivrate für konventionelle Ameloblastome bei radikaler Behandlung acht Prozent und bei konservativer Behandlung 41 Prozent beträgt, während für unizystische Ameloblastome die Rezidivraten zwischen zwei und 31 Prozent liegen. Die gängige Behandlungsmethode für Ameloblastome besteht aus einer radikalen Operation, bei der mit einem Sicherheitsabstand von 0,5 bis 2 cm um den Tumor herum entfernt wird [Carlson und Marx, 2006; Sham Leong et al., 2009; Hertog und van der Waal, 2010; Becelli et al., 2011]. Anschließend erfolgt die Rekonstruktion des Kiefers und der betroffenen Weichgewebe. Eine primäre Knochenrekonstruktion ist besonders wichtig bei großen Tumoren mit ausgeprägten Defekten und wird häufig mittels avaskulärer oder mikrovaskulär anastomosierter Knochentransplantate durchgeführt. Unabhängig von der gewählten Behandlungsmethode ist eine langfristige Nachsorge mit strikter Einhaltung des Kontrolluntersuchungsprotokolls erforderlich. Die berichteten 5-, 10und 15-Jahres-Rezidivraten für Ameloblastome liegen im Allgemeinen bei 9,3 Prozent, 17,6 Prozent beziehungsweise 24,4 Prozent [Sasaki et al., 2014; Au et al., 2019]. Ein Wiederauftreten kann also selbst zehn Jahre oder noch später nach der ersten Operation auftreten, weshalb in jedem Fall langfristige Nachsorgeintervalle erforderlich sind [Wright und Soluk Tekkesin, 2017]. zm114 Nr. 10, 16.05.2024, (828) FAZIT FÜR DIE PRAXIS Eine präzise Unterscheidung zwischen odontogenen Zysten und Ameloblastomen ist essenziell, insbesondere bei unizystischem Auftreten, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Bei unklaren Befunden sollte eine Probebiopsie erwogen werden, da die Therapieentscheidungen stark von der Diagnose abhängen. Die Entscheidung zwischen „konservativer“ Enukleation/Kürettage und chirurgischer Resektion mit Sicherheitsabstand bei Ameloblastomen erfordert eine individuelle Abwägung unter Berücksichtigung der Rezidivraten und des Risikoprofils des Patienten. Eine langfristige Nachsorge mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ist unerlässlich, da Ameloblastome ein beträchtliches Rezidivrisiko aufweisen, das auch Jahre nach der ersten Behandlung noch besteht. Die Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten, Kieferchirurgen und Pathologen ist entscheidend für eine erfolgreiche Diagnose, Behandlung und langfristige Betreuung. CME AUF ZM-ONLINE Ameloblastom – Kontinuitätsresektion des Unterkiefers mit simultaner Rekonstruktion Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.
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