52 | ZAHNMEDIZIN Digitaler Workflow In der Zahnmedizin ist ein vollständig digitaler Workflow für die additive Fertigung, bei dem alle Schritte von der Digitalisierung der oralen Situation bis hin zur Erstellung der gewünschten Restauration rein digital erfolgen, möglich [Scotti et al., 2020]. Auch eine Kombination von analogen und digitalen Schritten ist immer möglich und wird auch oft angewandt. Digitalisierung „Labside“ kann die Aufnahme der klinischen Situation im zahntechnischen Labor durch Digitalisierung der Abformung oder des Modells erfolgen, „Chairside“ am Patienten mithilfe eines Intraoralscanners. Verfahren der Datenerfassung sind die optische Triangulation, konfokale Verfahren sowie die Computertomografie (CT) oder auch die Digitale Volumentomografie (DVT). Leistungsfähige Computer erlauben die dreidimensionale Betrachtung der klinischen Situation und der geplanten Restauration. Präparationen können anhand der digitalen Aufnahmen unmittelbar in der Zahnarztpraxis in vergrößerter Darstellung kritisch begutachtet und der Zahn kann bei Bedarf in der gleichen Sitzung nachpräpariert werden. Dies spart Kosten für wiederholte zahntechnische Leistungen oder für eine Einbestellung des Patienten und verbessert zudem die Versorgungsqualität. Weiterhin sollte bereits in diesem Stadium eine Vorauswahl der zu verwendenden restaurativen Materialien erfolgen, da die nachfolgenden Schritte, etwa die Befestigung der Restauration, von der Präparation und dem verwendeten Konstruktionswerkstoff abhängen. Konstruktion Mit gängigen CAD-Programmen können im Konstruktionsprozess dreidimensionale zahnmedizinische Restaurationen gestaltet werden. Die Parameter wie Schichtstärke, Wandstärke oder Verbinderquerschnitt sind – in Abhängigkeit vom Material – in den Programmen hinterlegt. Das konstruierte Objekt wird aus dem CAD-Programm (zum Beispiel als STL-Datei) in eine spezielle Software für die additive Fertigung exportiert. Dort wird es für den Fertigungsprozess vorbereitet. Kleinere Löcher oder Fehlstellen können hier noch bearbeitet werden. Druckvorbereitung Anschließend wird das Objekt optimal auf der Bauplattform ausgerichtet und positioniert (genestet). Auch hier müssen die Werkstoffeigenschaften berücksichtigt werden, denn die Baurichtung hat aufgrund des schichtweisen Aufbaus Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften und auf die Fertigungszeit [Alharbi et al., 2016; Reymus et al., 2020]. Je mehr Schichten gedruckt werden müssen, desto länger ist die Bauzeit. Stützstrukturen stabilisieren die Restauration und halten sie auf der Bauplattform fest. Die Anzahl und Verteilung der Stützstrukturen wird von der Eigenfestigkeit des Werkstoffs mitbestimmt. Sie sollten die Konstruktion in der Position stabilisieren, aber nicht an funktionellen Stellen der Konstruktion wie Kauflächen oder approximalen Kontaktflächen positioniert werden, um die Funktion der Restauration nicht einzuschränken. Im anschließenden Slicing (digitales Aufschneiden der Form in einzelne Schichten) wird die gesamte Konstruktion für den Druckprozess in einzelne Schichten definierter Dicke zerlegt, die im anschließenden Druckprozess nacheinander additiv wieder zusamzm114 Nr. 10, 16.05.2024, (838) Abb. 3: Additiv gefertigte Objekte für die mittel- bis langfristige orale Anwendung Foto: Martin Rosentritt Abb. 4: Additiv gefertigte Konstruktionen für den langfristigen klinischen Einsatz Foto: Martin Rosentritt ADDITIV GEFERTIGTE OBJEKTE FÜR MITTEL- BIS LANGFRISTIGE ORALE ANWENDUNG Aligner-Schienen für eine KFO-Behandlung Temporäre Restaurationen Schutzschienen (Bruxismus, Sport) Funktionsschienen ADDITIV GEFERTIGTE KONSTRUKTIONEN FÜR LANGFRISTIGEN KLINISCHEN EINSATZ Prothesenbasen Vorgesinterte, eingefärbte ZirkonoxidRestaurationen Definitive Restaurationen Prothesenzähne Modellgussprothesen mit Klammern Teil- und Vollprothesen
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