Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

PRAXIS | 63 Der am stärksten vertretene Industriesektor war der Marketing- und Werbesektor (29 Prozent). Das Gesundheitswesen sowie die Bereiche Kunst und Unterhaltung und Finanzen waren mit jeweils drei Unternehmen (jeweils elf Prozent) vertreten, im verarbeitenden Gewerbe und Sozialarbeitssektor waren es jeweils zwei Unternehmen (sieben Prozent). Der Rest der Kohorte kam aus verschiedenen Branchen: Architektur, Beratung, Bau und Wohnen, Umwelt, Dienstleistungen, Forschung und Technologie (zusammen 28 Prozent). Für die quantitative Befragung war ein Forschungsteam aus Boston, USA, und Dublin, Irland, zuständig. Die qualitativen Interviews übernahmen Forschende der Universitäten Cambridge und Salford, Großbritannien, sowie eine Wissenschaftlerin der Universität Brüssel, Belgien. Nur ein Unternehmen kehrte zu den alten Regeln zurück Ergebnis: Alle der befragten Manager und CEOs gaben an, dass die Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich auch ein Jahr nach ihrer Einführung noch „positive“ (45 Prozent) oder „sehr positive" (55 Prozent) Auswirkungen auf ihre Organisation hat. 78 Prozent der Unternehmen führten ihr ursprünglich nur für den Testzeitraum von sechs Monaten eingeführtes Arbeitszeitmodell unverändert oder leicht modifiziert fort. 18 Prozent verlängerten den Tests über den Zeitpunkt der Folgebefragung (ein Jahr nach dem Start des Projekts) hinaus. Nur ein Unternehmen kehrte zu seinen ursprünglichen Regelungen zurück. Die durchschnittliche Arbeitszeitverkürzung über alle Unternehmen hinweg betrug 6,6 Wochenstunden, was einer Reduktion um 17 Prozent entsprach. Die mit Abstand am häufigsten gewählte Reduzierung (69 Prozent der Fälle) betrug sieben bis acht Stunden. Bei der Umsetzung gab es verschiedene Lösungen, aber einen klaren Favoriten: 65 Prozent der Unternehmen gaben ihren Beschäftigten einen festen oder flexibel zu vereinbarenden freien Tag pro Woche. Ungestützt nach den positiven Effekten der Maßnahme gefragt, berichteten 82 Prozent der Unternehmen von einem gestiegenen Wohlbefinden in der Belegschaft, 50 Prozent von geringerer Fluktuation und 32 Prozent von Vorteilen bei der Gewinnung von neuen Mitarbeitenden. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) beobachtete zudem eine gestiegene Produktivität und Leistung im Team. Eine parallel stattfindende Neubefragung der Beschäftigten zeigte ebenfalls zahlreiche langanhaltende Effekte. Die Mitarbeitenden arbeiteten im Mittel nur noch 33,1 Wochenstunden und berichteten sowohl von einer gestiegenen Jobzufriedenheit als auch von positiven Auswirkungen auf ihre Gesundheit (Tabelle). Der am häufigsten genannte berufliche Vorteil der kürzeren Arbeitswoche: eine gestiegene Effizienz (38 Prozent). Weitere 30 Prozent berichteten von einer gesteigerten Produktivität und Konzentration bei der Arbeit. Und 13 Prozent erklärten, dass die Richtlinie zu einer besseren organisatorischen Effizienz geführt habe, etwa indem intelligenterer Arbeitsweisen implementiert wurden. mg Pignon et al.: „Making it stick: The UK four day week pilot one year on“, Autonomy Research Ltd, Cranbourne Pilcot Road, Crookham Village, Hampshire GU51 5RU, https://autonomy.work/wp-content/ uploads/2024/02/making-it-stick_-1.pdf zm114 Nr. 10, 16.05.2024, (843) STATEMENT DES BBMV „FLEXIBLE ARBEITGEBER ERFÜLLEN DIE ERWARTUNGEN DER NÄCHSTEN GENERATION“ „Bei unseren Mitgliedsunternehmen gibt es bislang keine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Allerdings gibt es in unseren Gruppen viele verschiedene Arbeitszeitmodelle, die dem Wunsch der Angestellten nach einer verkürzten Arbeitszeit entgegenkommen. Unsere Mitglieder erfüllen damit als Arbeitgeber einerseits die Erwartungen der nächsten Generation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach mehr Flexibilität und Work-Life-Balance und ermöglichen die Anstellung in Voll- sowie in Teilzeit. Andererseits sind aber auch die Wünsche und Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen, welche ausgedehnte und vor allem auch verlässliche Öffnungszeiten nachfragen. Dieser Spagat gelingt unseren Mitgliedern in aller Regel durch ihre Größe, Attraktivität und Flexibilität recht gut.“ Dr. Dr. Dirk Knüppel, stellvertretender Vorsitzender Bundesverband der Betreiber medizinischer Versorgungszentren (BBMV) NACHBEFRAGUNG DER BESCHÄFTIGTEN Variable (with number of respondents) Before pilot After Pilot One year on frompilot Mean score of all respondents Job satisfaction: Not satisfied at all to completely satisfied (0 – 10) (n = 484) 7,19 7,88 7,62 Work-life balance: Ability to combine paid work with social life: very difficult to very easy (1 – 5) (n = 483) 2,94 3,87 3,97 Physical health: Self-rated, poor to excellent (1 – 5) (n=486) 2,98 3,27 3,35 Sleep problems: Insomnia or sleep difficulties, never to daily (1 – 4) (n = 486) 2,28 1,90 1,97 Mental health: Self-rated, poor to excellent (1 – 5) (n = 486) 2,89 3,27 3,34 Life satisfaction: Not satisfied at all to completely satisfied (0 – 10) (n = 484) 6,63 7,50 7,56 Overall experience with the trial: Very bad to very good (0–10) (n=547) n/a 9,03 9,02

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