Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

76 | ZAHNMEDIZIN Eine Computertomografie des Halses mit Kontrastmittelgabe war bereits durch einen externen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen erfolgt. Eine in diesem Zusammenhang vorgenommene Probeexzision am Gaumen ergab aber histopathologisch kein zielführendes Resultat, woraufhin der Kollege den Patienten in unser universitäres Zentrum mit Bitte um weiterführende Abklärung und gegebenenfalls ReProbeexzision überwies. In der klinischen Untersuchung zeigten sich im Bereich des harten und des weichen Gaumens bläulich-livide Verdickungen der Schleimhaut mit einem flächigen Soorbefall, die auf Palpation schmerzhaft waren. Der Übergang in den Rachen war stark gerötet, die restliche Mundschleimhaut von Soor bedeckt. An der linken Unterlippe konnte man einen circa 0,5 cm x 0,5 cm großen bläulichen Knoten erkennen. Die Speicheldrüsenausgänge waren vergrößert und gerötet. Der Patient zeigte eine mäßige Mundhygiene bei einem konservierend versorgten teilbezahnten Gebiss. In der angefertigten Panoramaschichtaufnahme ergab sich hinsichtlich der Schwellung am Gaumen kein morphologisches Korrelat und kein dentogener Fokus. Durch das klinische Erscheinungsbild der extra- und der intraoralen Befunde wurden nach detaillierter Aufklärung des Patienten ein ausführliches Blutbild erstellt und eine virologische Diagnostik durchgeführt. In der Zusammenschau ergaben sich folgende Befunde: Blutbild und virologischer Befund: Pilz-Serologie: Beta-D-Glukan 438+ pg/ml - <60, Der serologische Befund ist vereinbar mit einer invasiven Mykose (zum Beispiel Candidose, Aspergillose) beziehungsweise einer Pneumocystisjirovecii-Pneumonie. Beurteilung HHV-8: Seropositiv für HHV-8. Der Nachweis von HHV-8-Antikörpern weist auf ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Kaposi-Sarkoms hin, wenn eine HIV-Infektion oder eine andere Immunsuppression vorliegt. Beurteilung HIV: HIV-Bestätigungstest HIV-1-Antikörper positiv, bestätigter Nachweis von HIV-1-Antikörpern im Serum. Es ist daher davon auszugehen, dass eine HIV-1-Infektion vorliegt. HIV-1RNA 190'000 Validiert Kopien/ml, hohe Viruslast (Referenz 100.000 – 1. Mio. Kopien pro ml). Das Virus weist im untersuchten Sequenzbereich die höchste Übereinstimmung zu dem vor allem im südlichen Afrika verbreiteten Subtyp C auf. CD4/CD8-Zellzahl: Histopathologischer Befund des Pathologischen Instituts am Uniklinikum Erlangen: Fragmentierte, ausgeprägt nekrotische plattenepitheliale Schleimhaut mit aktinomyzetaler Besiedelung, keine atypischen Zellinfiltrate, kein Anhalt für Malignität Diskussion Aufgrund der weit verbreiteten Möglichkeiten der antiretroviralen Therapie (ART) zeigen sich insbesondere in Europa weniger „human immunodeficiency virus“(HIV)-assoziierte Veränderungen in der Mundhöhle – speziell des Kaposi-Sarkoms (KS) [Klingenberg et al., 2018]. Das Kaposi-Sarkom ist im Vollbild gekennzeichnet durch eine multifokal auftretende proliferierende Neoplasie aus lymphatischen Zellen. Es ist das häufigste „acquired zm114 Nr. 10, 16.05.2024, (862) CD4/CD8 ZELLZAHL % positiv der Lymphozyten/ Dimension Referenzbereich / Therapeut. Bereich CD3 + reife T-Zellen * 90 % 60–80 CD4 + T-Helferzellen * 23 % 35–55 CD8 + T-Zellen * 64 % 15–35 CD4/CD8-Verhältnis * 0.4 1,2–3,2 CD19 + B-Zellen * 1 % 5–15 CD56+ NK-Zellen 7 % 7–20 CD16 + NK-Zellen 7 % 7–20 NK (CD56) T-Zellen 12 % Zellen/ul Referenzbereich / Therapeut. Bereich CD3+ reife T-Zellen 847 Zellen/ul 600–2000 CD4+ T-Helferzellen * 217 Zellen/ul 430–1400 CD8+ T-Zellen 602 Zellen/ul 200–700 CD19+ B-Zellen * 9 Zellen/ul 60–300 CD56+ NK-Zellen * 66 Zellen/ul 120–350 CD16 + NK-Zellen * 66 Zellen/ul 120–350 BLUTBILD UND VIROLOGISCHER BEFUND Blutbestandteile/Einheit Referenzbereich Leukozyten 5.45 x 10^3/μl 4–10 Hämoglobin 15.5 g/dl 13.5–17.5 Thrombozyten 183 x 10^3/μl 140–350 Erythrozyten 4.17- x 10^6/μl 4.4–5.8 Hämatokrit 44.1 % 39–51 MCH 37.1+ pg 27–33 MCV 105.8+ fl 81–98 MCHC 35.1 g Hb/dl 32–36 RDW13.7% 11.6–16.2 MPV8.1 fl 7.8–11

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