Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

78 | POLITIK STUDIE ZUR DISKRIMINIERUNG IM GESUNDHEITSWESEN Wer Beratung braucht, findet oft keine Anlaufstelle Wer Diskriminierung im Gesundheitswesen erlebt, ist in Deutschland oft auf sich allein gestellt. Das belegt die Studie „Diagnose Diskriminierung. Beratungs- und Beschwerdemöglichkeiten bei Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen“ im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Zum Thema Diskriminierung in der medizinischen Versorgung liegen bislang nur wenige Untersuchungen vor. Im Rahmen der Studie wurden nun erstmals die Beratungs- und Beschwerdemöglichkeiten im Gesundheitsbereich umfassend untersucht. Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, übergab die Arbeit Ende April an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD). Die Studie beschäftigt sich konkret mit der Frage, was passiert, wenn sich Menschen nach einer Diskriminierung im Krankenhaus, in einer Arztpraxis oder in einer Apotheke an eine Anlaufstelle wenden. Dazu wurden Benachteiligungen aufgrund von Alter, Behinderung, Geschlecht, sexueller Identität, Religion und Weltanschauung sowie rassistische und antisemitische Diskriminierung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) untersucht. Zudem wurden Diskriminierungserfahrungen aufgrund des Körpergewichts und des sozialen Status betrachtet. Die wichtigsten Ergebnisse: Nur wenige der vorhandenen Anlauf- und Beratungsstellen sind auf Diskriminierung spezialisiert. Ansprechpersonen sind im Gesundheitswesen nur schwer zu finden. Diskriminierte Menschen nehmen die Beschwerdewege oft als intransparent und ineffektiv wahr. Anlaufstellen informierten in der Regel nicht darüber, ob sie auch für Diskriminierungserfahrungen zuständig sind, heißt es in der über 190 Seiten starken Studie. Und die Landschaft an verschiedenen Beratungs- und Beschwerdestellen sei selbst für Expertinnen und Experten schwer durchschaubar: Ob Gesundheitsämter, Krankenkassen oder Patientenbeauftragte – oft sei unklar, wer wofür zuständig ist. Zudem sei der Diskriminierungsschutz aktuell stark davon abhängig, welches Verständnis von Diskriminierung Eine neue Studie zur Diskriminierung im Gesundheitswesen zeigt: Betroffene beklagen oft fehlende Anlaufstellen. zm114 Nr. 10, 16.05.2024, (864) Foto: fran_kie – stock.adobe.com

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