Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

16 | ZAHNMEDIZIN schwächer [Schulz-Kornas et al., 2024; Van Meerbeek et al., 2020], ermüdungsanfälliger [Frankenberger et al., 2005; Merle et al., 2022] und schneller hydrolytisch und enzymatisch degradiert [Garcia-Godoy et al., 2010; Van Meerbeek et al., 2020], aber klinische Studien zeigen eindrucksvoll, dass diese Prozesse für das generelle Überleben von adhäsiv befestigten Komposit- oder Keramikrestaurationen keine signifikante Rolle spielen [Frankenberger et al., 2020; Merle et al., 2022]. Darüber hinaus muss man bei der Erörterung konventioneller Zementunterfüllungen realistischerweise immer in Betracht ziehen, dass niemals jedes einzelne Dentinkanälchen von Zement bedeckt sein wird und somit selbstverständlich immer zusätzlich mit einem Adhäsivsystem (für Schmelz und Dentin) gearbeitet werden muss. Dies gilt vor allem für die Approximalbereiche, in denen der Abstand zur Pulpa oft geringer ist als okklusal (Abbildung 1). Caries profunda Eine besondere Situation stellt die Caries profunda dar. Hier gibt es hinreichend Evidenz, dass unterhalb einer Restdentindicke von 300μm zum einen die Gefahr besteht, dass kurzkettige Monomere das Dentin durchdringen und Biomineralisationsprozesse der Odontoblasten stören können [Galler et al., 2011; Schmalz et al., 2001]. Praktisch viel wichtiger ist jedoch ein rein geometrisches Problem: Bondet man eine Kompositrestauration im Dentin so nahe an der Pulpa, bilden sich neben der für die Dentinhaftung verantwortlichen Hybridschicht auch Harzzotten (Resin Tags), die bis zu 300μm in das Dentin eindringen (Abbildung 2). Das würde bedeuten, dass sich die Tags praktisch am Eingang der Pulpa befinden, was weder klinisch noch anatomisch sinnvoll erscheint. Gleiches gilt für pulpanahe Bereiche bei Kronenfrakturen. Insbesondere bei Kindern sind die Dentintubuli zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (902) Abb. 4: a und b: multiple Kavitäten der Primär- und Sekundärversorgung, c: initiale Situation, d: Situation nach 18 Jahren, e: Röntgenkontrolle nach 18 Jahren Fotos: Universitätsklinikum Würzburg a c d b e

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