Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (904) 18 | POLITIK INTERVIEW MIT PROF. DR. ANDREW ULLMANN „Trägervielfalt sichert den Wettbewerb und die bestmögliche Versorgungsqualität“ In der Diskussion um investorengetragene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) plädiert der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Prof. Dr. Andrew Ullmann, dafür, sich an den Fakten zu orientieren. Im Interview mit den Zahnärztlichen Mitteilungen positioniert er sich außerdem zur Budgetierung der PAR-Therapie und zur Novellierung der GOZ. Prof. Ullmann, welche Stellschrauben müssten aus Ihrer Sicht bewegt werden, um eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gewährleisten, auch mit Blick auf die zahnärztliche Versorgung? Prof. Andrew Ullmann: Wir müssen die Digitalisierung und eine verstärkte Patientenorientierung vorantreiben, um eine moderne Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Dazu kommt die dringend erforderliche Ambulantisierung und damit verbunden die Strukturreform im Krankenhausbereich. Im ganzen Gesundheitsbereich muss Qualität vor Quantität gehen. Das System ist viel zu sehr darauf getrimmt, Einnahmen über Quantität zu generieren. Das ist weder im Sinne der Zahnärztinnen und Zahnärzte noch im Sinne der Patientinnen und Patienten. Im Bereich der zahnärztlichen Versorgung halte ich es für wichtig, innovative Behandlungsmethoden zu fördern und die freiberufliche Niederlassung zu unterstützen, um eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen. Die sachsen-anhaltische Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne hat das von der KZBV mit Nachdruck abgelehnte Instrument der Bedarfszulassung in die Diskussion gebracht. Wie stehen Sie dazu? Petra Grimm-Benne und ich waren gemeinsam im gleichen Jahrgang unserer Schule, aber wir haben politisch ein paar unterschiedliche Meinungen. Ich lehne die Bedarfszulassung klar ab, da sie die freie Niederlassung und den Wettbewerb einschränken könnte. Das wäre auch ein Rückschritt für die zahnärztliche Versorgung. Eine flexiblere Handhabung, die sowohl die Versorgungsqualität als auch die unternehmerische Freiheit der Zahnärzte berücksichtigt, wäre aus meiner Sicht vorzuziehen. Ich halte es einfach für falsch, dass bei Mangelsituationen immer gleich mit dem Ruf nach noch mehr staatlicher Regulierung reagiert wird. Wir brauchen Anreize, sonst werden wir nie nachhaltige Strukturen schaffen. Politikerinnen und Politiker – auch der Ampelkoalition – heben immer wieder die Erfolge der Zahnärzteschaft in der Prävention hervor. Welche sind für Sie hier die wichtigsten Errungenschaften? Hier würde ich die signifikante Reduktion von Karies durch Aufklärungskampagnen, die Fluoridierung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen nennen. Die Parodontitisprophylaxe ist ein weiterer Meilenstein in der zahnärztlichen Vorsorge. Dabei möchte ich hervorheben, dass diese Maßnahmen eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung haben. Sie sollten weiterhin unterstützt und ausgebaut werden. Wie beurteilen Sie unter diesen Gesichtspunkten die Wiedereinführung der strikten Budgetierung durch das GKV-FinStG? Ist für Sie Kostendämpfung eine Lösung, um die Probleme der GKV in den Griff zu bekommen? Ich betrachte die Wiedereinführung strikter Budgetierungen kritisch, da diese die Innovations- und Behandlungsqualität einschränken werden. Aus meiner Sicht kann Kostendämpfung allein nicht die Lösung für die Probleme der GKV sein; der Fokus sollte vielmehr auf Effizienzsteigerung und Qualitätsoptimierung liegen. Das GKV-FinStG ist ein Notfallgesetz – es hat kurzfristig die Finanzen mehr oder weniger stabilisiert. Aber langfristig werden wir nicht durch weitere Der Internist Prof. Dr. Andrew Ullmann ist seit 2022 gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag. Foto: Stefan Trocha „Ich lehne die Bedarfszulassung klar ab, da sie die freie Niederlassung und den Wettbewerb einschränken könnte. Das wäre auch ein Rückschritt für die zahnärztliche Versorgung.“

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