Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

28 | ZAHNMEDIZIN SERIE 3-D-DRUCK 3-D-gedruckte, biodegradierbare Knochentransplantate für Kieferspaltdefekte Paula Korn, Richard F. Richter, Winnie Pradel, Michael Gelinsky, Günter Lauer Kieferspaltdefekte werden gegenwärtig meist mit aus dem Beckenkamm entnommenem autologem Knochengewebe augmentiert. Die damit verbundenen Risiken und Umstände der Gewebeentnahme ließen sich vermeiden, wenn man es schafft, die Bildung von Knochen am Defektort selbst anzuregen. Dresdner Forscherinnen und Forscher nutzen dazu biodegradierbare Gerüste, die patientenindividuell mittels 3-D-Druck hergestellt werden. Die Methodik des 3-D-Drucks von patientenindividuellen, defektangepassten Implantaten aus einem biodegradierbaren Kompositmaterial stellt einen neuen wissenschaftlichen Ansatz dar, um die knöcherne Heilung in einem „critical size“, das heißt einem nicht von allein heilenden Knochendefekt, zu fördern. Ein klinisches Beispiel ist die Kieferspalte, die bei 70 Prozent aller Patienten mit angeborener Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte (LKGS) auftritt. Die LKGS ist mit einer Prävalenz von etwa 1 pro 700 Geburten die häufigste angeborene craniofaziale Anomalie des Menschen [Gundlach und Maus, 2006]. Gegenwärtig wird die Kieferspalte zumeist im Wechselgebiss im Alter von neun bis elf Jahren mit patienteneigenem Knochen aus dem Becken verschlossen (Abbildung 1), ein Eingriff, der als sekundäre Kieferspaltosteoplastik bezeichnet wird. Ziele der Operation sind die Schaffung eines knöchernen Lagers für den Zahndurchbruch, die Stabilisierung des Alveolar-/Zahnbogens durch eine maxilläre Kontinuität, der Verschluss persistierender oronasaler Fisteln, die Unterstützung der Nasenflügelbasis und die Ermöglichung eines symmetrischen Gesichtswachstums [Horswell und Henderson, 2003]. Die Knochenentnahme an einem zweiten Eingriffsort (wie dem Becken) kann mit Komplikationen verbunden sein [Boehm et al., 2019]. Daher ist die Entwicklung eines alternativen, biodegradierbaren und osteoinduktiven Knochentransplantats klinisch releAbb. 1: Entnahme autologer Beckenkammspongiosa zur Transplantation in die Kieferspalte: Durch die Entwicklung von 3-D-gedruckten Knochenkonstrukten könnte dieser Eingriff künftig obsolet und damit der Patient geschont werden. Foto: G. Bellmann, Universitäts-Zahnmedizin Dresden zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (914) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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