zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (936) 50 | ZAHNMEDIZIN lundh et al., 2018]. Es gibt erste klinische Hinweise, dass Keramikimplantate durch eine geringere Plaqueakkumulationsrate ein reduziertes Risiko für Periimplantitis aufweisen im Vergleich zu Titanimplantaten [Clever et al., 2019; Bienz et al., 2021]. Für eine abschließende Bewertung ist die verfügbare Studienlage jedoch nicht ausreichend, so dass hierzu keine Empfehlungen in der aktuellen Fassung der S3-Leitlinie gegeben werden können. Empfehlungen für den Einsatz von ZirkonoxidImplantaten Die klinische und radiologische Beurteilung der Quantität und der Qualität des knöchernen und weichgewebigen Implantatlagers ist vor jeder Implantation unerlässlich. Das ästhetische Outcome ist je nach Region vom gingivalen Biotyp, von der Sichtbarkeit der Gingiva beim Lachen oder Sprechen, von der Lückenausdehnung, von der Kronenform und vom Restaurationszustand der Nachbarzähne abhängig. Für die optimale Planung der Implantatposition müssen der Implantat-Typ (ein- oder zweiteilig) sowie die Art der prothetischen Versorgung in Abhängigkeit vom Implantatvektor zuvor festgelegt werden. Während einteilige Systeme die exakte Implantatpositionierung zwingend voraussetzen, lassen sich geringfügige ungewollte oder bewusst gewählte Achsabweichungen bei der Positionierung durch zweiteilige Implantatsysteme kompensieren. Neben der Möglichkeit zur simultanen Augmentation bei subgingivaler Einheilung bieten zweiteilige Systeme mehr Flexibilität und eine größere Auswahl an prothetischen Versorgungsmöglichkeiten. Einteilige Keramikimplantate Einteilige Keramikimplantate bieten Vorteile wie das Fehlen eines Implantat-Abutment-Interfaces, was jedoch eine transgingivale Einheilung erfordert und gleichzeitige Augmentationsmaßnahmen limitiert. Klinische Studien mit Beobachtungszeiträumen von sieben Jahren zeigen Überlebensraten von über 97 Prozent, so dass ihre Anwendung entsprechend der aktuellen S3-Leitlinie als valide und alternative Behandlungsoption angesehen werden kann [Balmer et al., 2018; Bormann et al., 2018; Lorenz et al., 2019; Kohal et al., 2020]. Zweiteilige Keramikimplantate Im Unterschied zu den einteiligen Systemen ist die aktuelle Studienlage zu zweiteiligen Keramikimplantatsystemen nicht ausreichend, um sie uneingeschränkt als gleichwertige Alternativoption zu Titanimplantaten empfehlen zu können. Besonders über längere Beobachtungszeiträume ist das Evidenzniveau für zweiteilige Keramikimplantate begrenzt. Entsprechend der neuen S3-Leitlinie „Keramikimplantate“ sollen Patienten daher über die Therapie mit zweiteiligen Keramikimplantaten unter Berücksichtigung fehlender Langzeitdaten im Vergleich zum Goldstandard Titanimplantat aufgeklärt werden [Koller et al., 2020; Cionca et al., 2021]. Zusammenfassend hat sich die Datenlage zu Zirkonoxid-Implantaten in den vergangenen Jahren zwar deutlich verbessert, aber weitere klinische Langzeitstudien sind notwendig, um evidenzbasierte Empfehlungen zum Einsatz als valide Alternative zu Titanimplantaten geben zu können. Leitlinie: DGI, DGZMK: „Keramikimplantate“, Langfassung, Version 1.0, 2022, AWMF-Registriernummer: 083-039, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/083-039. PD Dr. Dr. Daniel G. E. Thiem, MHBA Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz, Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Thiem Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Knut A. Grötz Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden, Ludwig-Erhard-Str. 100, 65199 Wiesbaden und Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie in der Burgstrasse Tagesklinik für MKG-Chirurgie, plastische Operationen Prof. Dr. Dr. Grötz, Dr. Dr. Kleis, PD Dr. Dr. Moergel & Kollegen Burgstr. 2 - 4, 65183 Wiesbaden Foto: privat Fabia Siegberg Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz, Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Siegberg/MKG Universitätsmedizin Mainz ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=