Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

52 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Restaurative Umgestaltung der Okklusion nach Collumfraktur Lars Straßburger, Peer W. Kämmerer Bei der Therapie von Dysgnathien oder signifikanten Okklusionsstörungen wird oft eine Kombination aus kieferorthopädischer Behandlung mittels Multibracket-Apparatur und chirurgischer Umstellungsosteotomie angewendet. In ausgewählten Fällen kann jedoch auch die zahnärztliche Prothetik eine entscheidende Rolle dabei spielen, einen korrekten Biss herzustellen und die Patienten in eine normale Okklusion zu führen. Die zum Zeitpunkt des Erstbefunds 53-jährige Patientin stellte sich nach Überweisung ihres Hauszahnarztes mit einer beidseitigen Nonokklusion im Seitenzahnbereich bei ansonsten fast voller Bezahnung in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde der Universitätsmedizin Mainz vor. Anamnestisch waren bei ihr im März 2021 eine beidseitige Collumfraktur mit begleitendem frontoffenem Biss und eine Corpusfraktur im Unterkiefer infolge eines synkopalen Sturzes nach einer COVID-19-Impfung aufgetreten. Da das linke Collum in Fehlstellung verheilte, erfolgte alio loco eine operative Revision mit Osteosynthese (Abbildung 1). Das Metall wurde im April 2022 entfernt. Der Hauszahnarzt führte daraufhin im Verlauf eine AlignerTherapie durch, um die immer noch fehlerhafte Okklusion zu optimieren sowie diverse Dreh- und Kippstände zu beseitigen. Allgemeinanamnestisch imponierte die Dauermedikation mit dem Thrombozytenaggregationshemmer ASS 100 mg (0-1-0) aufgrund von zwei inserierten Stents im Dezember 2019 und den Lipidsenkern Rosuvastatin 40 mg (0-0-1) und Ezetimib 10 mg (1-0-0) sowie eine Kaliumsubstitution mittels Kalinor-Kapseln. Klinisch zeigten sich diverse großflächig, mehrheitlich mit Amalgam gefüllte Seitenzähne, suffiziente endodontische Behandlungen an den Zähnen 16 und 14 sowie intakte Kronen an den Zähnen 16 und 48 (Abbildung 2). Ein Parodontaler Screening-Index (PSI) wurde erhoben (1-1-0-0-2-1), der stabile Verhältnisse nachwies. Das funktionelle CMD-Screening zeigte eine nichtdruckdolente Kaumuskulatur sowie eine uneingeschränkte Mundöffnung ohne Reiben und Knacken. Tabelle 1 zeigt das entsprechende Befundschema mit den Taschentiefen mesial und distal, den Lockerungsgraden und den Sensibilitätsüberprüfungen mittels Kältespray (ViPr). Die Ruheschwebelage wurde mithilfe des Zielinsky-Zirkels auf 2 mm bestimmt. Die Nonokklusion im Seitenzahnbereich konnte auf circa 1,5 mm bemessen werden. Tabelle 2 spiegelt das entsprechende Okklusionsprotokoll wider. Das Okklusionsprofil wird auch in den Abbildungen 3a bis 3c deutlich. Abb. 1: Orthopantomogramm nach alio loco erfolgter Versorgung der dislozierten tiefen Collumfraktur links Foto: Universitätsmedizin Mainz zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (938) CME AUF ZM-ONLINE Restaurative Umgestaltung der Okklusion nach Collumfraktur Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.

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