ZAHNMEDIZIN | 55 Zur Ermittlung der zentrischen Kondylenposition wurden Gerber-Registrierschablonen angefertigt (Abbildung 5a), um enoral die Grenzbewegungen als Pfeilwinkel aufzeichnen zu können (Abbildung 5b). Die Verschlüsselung kann dabei mit Silikon oder Abformgips erfolgen. Andere Verfahren, etwa die Registrierung mittels Kinnmanipulation [Yamashita et al., 2002] oder die bimanuelle Führung [Williamson et al., 1980; Keshvad und Winstanley, 2003] stellen ebenso geeignete Verfahren dar, um die zentrische Kondylenposition bei Teil- und Vollbezahnten zu bestimmen [Utz et al., 2010]. Im zahntechnischen Labor wurde nun im Artikulator mithilfe eines diagnostischen Wax-ups die optimale Okklusion simuliert und analysiert, wie viel fehlende Zahnhartsubstanz durch den Zahnersatz kompensiert werden muss (Abbildungen 6a bis 6e). Letztlich wurde das definitive Therapiekonzepts festgelegt: im Oberkiefer 15 Kronen (18–27) im Unterkiefer vier Kronen (35–37 + 45) sowie eine Brücke (48-b-46) Im Seitenzahnbereich wurden Kronen aus monolithischer Zirkondioxidkeramik und in der Front aus monolithischer Lithiumdisilikatkeramik geplant. Differenzialtherapeutisch wären bei kerngesunden Zähnen Table Tops beziehungsweise Veneers ebenso eine sehr sinnvolle alternative Therapieoption. Diese Möglichkeit schied allerdings aus: Angesichts der tiefen Füllungen und endodontischen Behandlungen waren zahnärztliche Kronen medizinisch indiziert. Die Situationsmodelle mit Wax-up wurden im Verlauf doubliert und Tiefziehschienen erstellt, um die Provisorien nach der Präparation in der neu definierten Kieferrelation herstellen zu können. Nach Befürwortung des Therapiekonzepts durch einen Gutachter der gesetzlichen Krankenkassen wurden alle alten insuffizienten Amalgamfüllungen durch Aufbaufüllungen aus Komposit ausgetauscht. Nach Präparation der entsprechenden Zähne (Abbildungen 7a bis 7c), wurden diese mittels Doppel-Fadentechnik auf den Intraoralscan (Abbildung 7d) mittels Primescan™ (Dentsply Sirona) vorbereitet. Da die Stützzonen in diesem Fall komplett aufgelöst wurden, erfolgte das Scannen des Bisses über das sequenzielle Einsetzen der Provisorien, die auf Grundlage der neu definierten Kieferrelation hergestellt wurden. Die Provisorien dienten somit nicht nur dem Erhalt von Kaufunktion, Ästhetik und Phonetik, sondern kamen auch beim Scannen als eine Art Bissschablone zum Einsatz. Dies basiert grundsätzlich auf einer in der Literatur weitverbreiteten Methodik („prophylaktische Bissnahme“), bei der Bissschablonen aus dem Autopolymerisat Pattern Resin vor der Präparation und der Auflösung der Stützzonen angefertigt wurden [Jude et al., 1977]. Der festsitzende Zahnersatz wurde im zahntechnischen Labor designt und aufgrund der hohen Zahl der abzuformenden Zähne zunächst aus dem PMMA Telio® CAD (Ivoclar Vivadent) gefräst, um das suffiziente Abschließen der Kronenränder sowie die statische und dynamische Okklusion überprüfen zu können (Abbildungen 8a zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (941) Abb. 6: Diagnostisches Wax-up im Labor Fotos: Universitätsmedizin Mainz a c d b e Dr. med. dent. Lars Straßburger Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz lars.strassburger@unimedizin-mainz.de Foto: Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer
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