Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

56 | ZAHNMEDIZIN bis 8c). Danach folgte die Rohbrandanprobe (Abbildung 9). Hierbei konnten noch einmal final Form und Farbe überprüft werden, bevor die Kronen mit einem Glanzbrand schließlich ihre endgültige Gestalt (Abbildung 10) annahmen. Im letzten Schritt wurden die Kronen schließlich mit RelyX™ Unicem 2 (3M™) selbstadhäsiv auf den Stümpfen befestigt. Mit dem Endergebnis war die Patientin hochzufrieden. Die anschließenden Verlaufskontrollen zeigten klinisch stabile Verhältnisse. DerprothetischeBehandlungsaufwand betrug etwa acht Monate inklusive Planung, Begutachtung, Durchführung und Inkorporation des Zahnersatzes. In den Folgeterminen wurde der Patientin noch eine Aufbissschiene für den Unterkiefer eingegliedert, um Schäden durch etwaigen Schlafbruxismus vorzubeugen [Macedo et al., 2007]. Für die Nachsorge empfiehlt sich ein halbjährliches Kontrollintervall. Die erfolgte Okklusionskorrektur im Seitenzahnbereich wird in Abbildung 11 deutlich. Diskussion Die Beziehung zwischen Ober- und Unterkiefer wird vor allem durch die Kiefergelenke, die Kaumuskulatur und die Okklusion bestimmt [Utz et al., 2010]. Eine Fraktur des Collum mandibulae manifestiert sich oft klinisch durch eine eingeschränkte Mundöffnung und eine Verschiebung in Richtung der Frakturseite. Dies kann zu einem neu auftretenden vorzeitigen Kontakt im Molarenbereich auf der gleichen Seite und zu einem offenen Biss auf der gegenüberliegenden Seite führen [Gielisch et al., 2020]. Die angemessene Behandlung von Frakturen im Bereich des Gelenkfortsatzes und insbesondere nahe des Gelenks der Mandibula bleibt weiterhin kontrovers. Allerdings hat sich für dislozierte oder luxierte Frakturen der Gelenkfortsatzbasis – wie im vorliegenden Fall – und zunehmend auch für Frakturen nahe der Basis des Gelenkhalses im Erwachsenenalter die operative Behandlung weitgehend als Standard etabliert [Neff et al., 2014; Al-Moraissi et al., 2023]. Als entscheidende Kriterien für eine erfolgreiche Therapie gilt eine möglichst vollständige und beschwerdefreie Wiederherstellung der ursprünglichen Okklusion und der Gelenkfunktion. Die Entwicklung von Malokklusionen wie einer Kreuzbisslage wird durch die verkürzte Abstützung (Frakturdislokation) sowie durch den Zug der suprahyoidalen Muskulatur auf den Unterkiefer erklärt [Becking et al., 1998; Chen et al., 2011] und tritt bei bis zu 24 Prozent der konservativ geschlossenen und nur bei etwa zehn Prozent der chirurgisch offen behandelten Collumfrakturen auf [Chen et al., 2011; Forouzanfar et al.; 2013; Rozeboom et al., 2017]. Einige Autoren schlussfolgern, dass die chirurgische Versorgung einer Kiefergelenksfraktur Okklusionsstörungen in der Regel zuverlässig vermeiden kann [Neff et al., 2005; Kolk et al., 2020]. Die Korrektur von Malokklusionen nach verheilten Collumfrakturen kann je nach Ausmaß mittels einseitiger oder beidseitiger Umstellungsosteotomien zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (942) Abb. 7: Erfolgte Präparation der Zähne im Ober- (a und b) und im Unterkiefer (7c), Intraoralscan (7d) a c d b Fotos: Universitätsmedizin Mainz

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