Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

20 | ZAHNMEDIZIN FLUORIDDEBATTE RELOADED Die Sicherheit der Anwendung fluoridhaltiger Kinderzahnpasten Ulrich Schiffner Fluoride haben ein Abonnement auf mediale Aufmerksamkeit, in den Fach- und Onlinejournalen findet sich immer Nachschub an kritischem Material. In den vergangenen Monaten sind wieder Studien erschienen, die zu Nachfragen in Zahnarztpraxen führen werden. So werden Sorgen für mögliche Überdosierungen durch 1.000-ppm-Zahnpasten für Kleinkinder geschürt. Dass die Ängste unbegründet sind, zeigen sowohl die aktuellen Empfehlungen als auch die Zahlen der betreffenden Studie selbst. Der international seit einigen Jahrzehnten zu beobachtende Kariesrückgang wird auf die verbreitete Anwendung von Fluoridierungsmaßnahmen zurückgeführt. Damit ist es in Deutschland gelungen, die Karieserfahrung im bleibenden Gebiss in allen Altersgruppen – von Kindern bis zu Senioren – in signifikantem Ausmaß zurückzudrängen [Jordan und Micheelis, 2016]. Besonders auffällig sind die Erfolge unter den zwölfjährigen Kindern. Demgegenüber stehen nur verhaltene Verbesserungen im Milchgebiss, sowohl die Prävalenz als auch die Karieserfahrung betreffend [Team DAJ, 2017]. Im ersten Schuljahr hat fast jedes zweite sechs- oder siebenjährige Kind bereits Karies, wobei der Anteil nicht sanierter Defekte mit 44 Prozent der kariösen Zähne sehr hoch ist. Schon im Alter von drei Jahren ist eine deutliche Polarisation der Karieslast erkennbar: In dieser Altersgruppe hat bei einer Kariesprävalenz von 13,7 Prozent in etwa jedes siebte Kleinkind bereits Karieserfahrung, die über das Stadium der Initialkaries hinausgeht [Team DAJ, 2017]. Die betreffenden Kinder weisen dabei durchschnittlich fast vier (dmft = 3,6) dieser überwiegend unbehandelten, bis in das Dentin reichenden Läsionenauf. Vor diesem Hintergrund haben 2021 Zahnmediziner und Pädiater zusammen mit anderen relevanten Gruppen gemeinsame Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden bei Kindern bis zum Alter von sechs Jahren publizm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1002) Foto: Ulrich Schiffner Das Aufbringen der Zahnpasta quer zum Borstenfeld der Zahnbürste kann die Entnahme einer nur reiskorngroßen Zahnpastamenge erleichtern.

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