Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

34 | TITEL GANGRÄNÖSE STOMATITIS Noma – die vermeidbare Nekrose Gangränöse Stomatitis (Noma) ist eine schwere bakterielle Infektion, die als Gingivitis beginnt. Innerhalb von nur wenigen Tagen nekrotisiert sie Weich- und Hartgewebe im Gesicht. Betroffen sind vor allem Kinder unter sieben Jahren. Jährlich erkranken rund 140.000 – der überwiegende Teil stirbt innerhalb der ersten 14 Tage, nachdem die ersten Symptomen aufgetreten sind. Dabei wäre die Krankheit einfach zu behandeln – und zu vermeiden. Die größten Risikofaktoren sind mangelnde Mundhygiene und ein durch Mangelernährung oder Vorerkrankungen geschwächtes Immunsystem, schreibt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF). Obwohl Erkrankte durch eine grundlegende Zahnpflege, Antibiotika und eine Wundbehandlung innerhalb weniger Wochen vollständig genesen könnten, sterben aktuell nach wie vor rund 90 Prozent von ihnen. Die Gründe: In den betroffenen Bevölkerungsgruppen ist oft zu wenig über die Krankheit bekannt, Antibiotika sind nicht überall verfügbar und Forschung zu Noma findet aufgrund der mangelnden wirtschaftlichen Bedeutung für die Pharmaindustrie so gut wie nicht statt. Auch im öffentlichen Diskurs spielt die Erkrankung keine große Rolle, weshalb die Initiative Nachrichtenaufklärung Noma als eine der zehn „vergessenen Nachrichten des Jahres 2024“ kürte. Eine der zehn vergessenen Nachrichten des Jahres 2024 Im Dezember 2023 wurde Noma nach jahrelangen Bemühungen in die Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten (neglected tropical diseases, NTDs) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen. Die Hoffnung ist, dass die Erkrankung damit die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient, und dass mehr finanzielle Mittel in die Erforschung der Krankheit fließen. Dahiru Saidu ist Noma-Überlebender und erhielt durch Ärzte ohne Grenzen diverse Operationen, um zunächst das Gesicht rudimentär zu rekonstruieren. Foto: MSF/Fabrice Caterini zm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1016)

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