Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

ZAHNMEDIZIN | 49 Aligner- beziehungsweise Multibracket-Therapie verkürzt. Weiter können orthodontische Behandlungsaufgaben gelöst werden, die unter alleiniger Nutzung von Alignern beziehungsweise einer Multibracket-Apparatur deutlich limitiert wären. Beispiele beinhalten sogenannte „Mesialslider“ [Wilhelmy et al., 2022], „Distalslider“ [Graf et al., 2020] oder „Intrusionsapparaturen“. Weiter erlauben hochindividuelle 3-Dgedruckte Designs die Therapie von skelettalen Fehlständen, beispielsweise in der Therapie defizitärer Maxillae [Pasqua et al., 2022; Bazargani et al., 2023; Ludwig et al., 2024] oder im Rahmen der nonoperativen oder postoperativen Prognathie-Behandlung [Hodecker et al., 2023]. Auch die Umsetzung skelettal verankerter Apparaturen mittels nichtmetallischer 3-D-Druckmaterialien findet in einzelnen Fällen Anwendung (Abbildung 3b). Zum Einbringen der Miniimplantate eignen sich sogenannte 3-D-gedruckte „InsertionsGuides“, die nach vorheriger digitaler Planung der Miniimplantat-Position, eine hochgenaue Insertion ermöglichen [Wilmes et al., 2022; Wilmes et al., 2022]. Die virtuelle Planung der Minischraubeninsertion ermöglicht eine sichere und nachvollziehbare Evaluation sämtlicher relevanter Gewebe, um die ohnehin geringen Risiken weiter zu minimieren. Zusätzlich kann man die Biomechanik der digital geplanten kieferorthopädischen Apparatur ideal koordinieren und – wenn man möchte – die Minischrauben und die Apparatur in einer Sitzung einsetzen. Herausnehmbare Apparaturen Als hochinnovatives Feld hat sich auch die Herstellung herausnehmbarer Apparaturen im 3-D-Druck entwickelt (Abbildung 4), beschränkt sich jedoch noch auf einzelne Forschungsansätze [Al Mortadi et al., 2012; van der Meer et al., 2016; Graf et al., 2022; Keller et al., 2022]. Intensiv an neuen Konzepten in der Herstellung 3-D-gedruckter herausnehmbarer Apparaturen wird am Universitätsklinikum Heidelberg geforscht. Da herausnehmbare kieferorthopädische Apparaturen im Regelfall bei jungen Patienten eingesetzt werden, kommt dem Vorteil einer unbegrenzten Replikation und einer kostengünstigen und schnelleren Herstellung ein besonderer Stellenwert zu. Einen hohen Mehrwert bietet der 3-DDruck besonders auch in der digital basierten Herstellung von Spaltplatten zur Versorgung von Säuglingen mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten. So ersetzt der digitale Scan eine zuvor konventionelle Abdrucknahme [Weise et al., 2022] und erlaubt in der Folge eine schnellere Versorgung [Aretxabaleta et al., 2021; Aretxabaleta et al., 2021a; Schnabel et al., 2023] (Abbildung 5). Im Unterschied zu konventionellen Apparaturen bestehen die 3-D-gedruckten Apparaturen vollkommen aus Kunststoff. Eine Einarbeitung metallischer Elemente nach dem 3-D-Druck ist möglich [Al Mortadi et al., 2012; Al Mortadi et al., 2024], erfordert jedoch zusätzlichen Zeitaufwand. Zur Herstellung herausnehmbarer Apparaturen eignen sich konventionelle praxisinterne 3-DStereolithografie-Drucker, die in vielen Fällen bereits im regulären Praxisalltag zum Modelldruck verwendet werden. Die verwendeten Kunststoffe sollten dabei eine Klasse-IIa-Zertifizierung zm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1031) Abb. 3: 3-D-gedruckte Metallapparaturen: digitaler Workflow zur Herstellung einer „Hybrid-Hyrax“, „MIRA-Apparatur“ (b bis d), Extrusionsapparatur (e), Distalslider (f) Fotos: UKHD a c d b e f

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