Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

ZAHNMEDIZIN | 51 Lösungen vorgestellt worden. Der Nachteil liegt hier jedoch hauptsächlich in der Verwendung von steifen Materialien. Im Gegensatz zu flexiblen konventionellen handgebogenen Retainern werden die auftretenden Kaufkräfte in höherer Weise direkt auf den Adhäsivverbund weitergeleitet, was die Gefahr eines Klebeversagens erhöht [Hetzler et al., 2024]. Dies ist besonders für Retainer von hoher Relevanz, da sie im Regelfall lebenslang in situ verbleiben und auftretende Komplikationen oft zu spät entdeckt werden, wodurch sich die Gefahr eines Rezidivs erhöht. Bisher eigens durchgeführte Studien deuten auf deutliche Nachteile in der Langzeit- und Maximalstabilität 3-D-gedruckter Retainer hin [Roser et al., 2023]. Zudem ist die Zahnmobilität unter den meisten CAD/CAM-Retainern deutlich stärker eingeschränkt [Roser et al.. 2023]. Der Anspruch flexiblerer 3-D-druckbarer Materialien für einen suffizienten klinischen Einsatz muss somit erst noch erfüllt werden. Möglichkeiten in interdisziplinären Anwendungsfeldern In Absprache mit dem/der zahnärztlich beziehungsweise chirurgisch tätigen Kollegen/in kann die Kieferorthopädie durch Umsetzung verschiedenster 3-D-gedruckter Elemente eine Hilfe in interdisziplinären Behandlungen bieten. Am Beispiel der Zahntransplantation ermöglicht der 3-D-Druck zuvor im DVT segmentierter Zähne eine passgenaue Vorbereitung des Transplantationsbettes (Abbildung 6a). 3-D-gedruckte Zähne können darüber hinaus als Lückenhalter während der kieferorthopädischen Behandlung dienen (Abbildung 6b), bevor eine definitive Versorgung durch den/die zahnärztliche/n Kollegen/in erfolgt. Weitere Beispiele beinhalten hochkomplexe Behandlungsfälle multipler Zahnanlagen. Während die Extraktionsentscheidung und Absprache mit dem/der chirurgisch tätigen Kollegen/ in allein auf Basis der Bildgebung oft limitiert ist, erleichtern 3-D-gedruckte Modelle des segmentierten DVTs sowohl die Entscheidung als auch die Absprache und ermöglichen darüber hinaus eine genauere Planung des chirurgischen Vorgehens (Abbildung 6c). Gleiches betrifft parodontalchirurgische Eingriffe, in denen sogenannte „Cutting guides“ eine zuvor digital geplante Gingivektomie ermöglichen (Abbildung 6d). Im Bereich der Freilegung verlagerter Zähne können Schablonen dem/die chirurgisch tätigen Kollegen/in sowohl die Freilegung des Zahnes (Abbildung 6e) als auch die Anbringung eines Attachments (Abbildung 6f) erleichtern und dabei die kieferorthopädisch gewünschte Attachmentposition passgenau übertragen.n zm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1033) Abb. 6: Hilfsmittel in der interdisziplinären Zusammenarbeit: (a) DVT-segmentierter 3-D-gedruckter Zahn zur Vorbereitung einer Zahntransplantation, (b) 3-D-gedruckter Zahn als provisorischer Lückenhalter während der Multibracket-Therapie, (c) 3-D-gedrucktes segmentiertes Modell zur Extraktionsplanung, (d) Cutting-Guide zur Gingivektomie, (e) Schablone zur Freilegung eines verlagerten Zahnes, (f) Schablone zur Anbringung eines Attachments Fotos: UKHD und Björn Ludwig a c d b e f ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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