Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

56 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Rehabilitation bei Long-Face-Syndrom, Prognathie und Parodontitis Raha Rejaey, Jörg Handschel, Peer W. Kämmerer, Folker Kieser Bei parodontal instabilen Zähnen in Kombination mit skelettaler Dysgnathie ist eine umfassende interdisziplinäre Rehabilitation prätherapeutisch erforderlich. In diesem Fall wurde für einen Patienten mit mandibulärer Prognathie, Long-Face-Syndrom und fortgeschrittener Parodontitis sowie multiplem Zahnverlust ein kombiniertes orthodontischchirurgisches und prothetisches Konzept entwickelt. Ein 25-jähriger Patient stellte sich mit dem Wunsch nach Optimierung seines Erscheinungsbildes und seiner Kaufunktion in der kieferorthopädischen Praxis vor (Abbildung 1). Klinisch zeigten sich eine Angle-Klasse-IIIVerzahnung mit einer 3/4 Prämolarenbreite Mesialokklusion beidseits und ein zirkulärer Kreuzbiss von 18–12/48–41 und 21–28/31–37. Es lagen ein negativer Overjet von -6,7 mm und ein Overbite von 5,1 mm vor. Eine Mittellinienverschiebung wurde sowohl im Oberkiefer – mit einer Abweichung von 4 mm nach rechts – als auch im Unterkiefer – mit einer Abweichung von 3 mm nach links – diagnostiziert (Abbildungen 2 und 3). Die Auswertung der Fernröntgenseitenaufnahme ergab eine orthognathe Maxilla (SNA: 80,7°) und eine prognathe Mandibula (SNB: 90°) bei Vorliegen eines dolichofazialen Wachstumsmusters (Abbildung 4). Zudem deuteten die Ergebnisse auf eine mesiale basale Diskrepanz hin (ANB: -9,2° und WITS: -8,2 mm). Die Oberkieferfrontzähne zeigten eine orthoaxiale Stellung, während die Unterkieferfrontzähne einen ausgeprägten lingualen Kippstand aufwiesen. Die kephalometrischen und die klinischen Befunde deuteten somit auf ein Long-Face-Syndrom hin. Aufgrund einer hohen Kariesanfälligkeit und einer klinisch floriden Parodontitis waren bereits mehrere Zähne des Patienten extrahiert worden, darunter 16, 11, 25, 38, 35, 45 und 46. Die mesiale Kippung und Aufwanderung der angrenzenden Zähne ließ vermuten, dass der Zahnverlust zeitlich weiter zurücklag. Aufgrund der reduzierten Langzeitprognose des Zahnes 11 entschieden wir uns gemeinsam mit dem Patienten für eine Ausgleichsextraktion des Frontzahns. Außerdem wurde vor der kieferorthopädischen Intervention die Parodontitis vom Hauszahnarzt behandelt, so dass im Anschluss eine Multiband-Apparatur im Ober- und im Unterkiefer eingesetzt und die Zahnbögen nivelliert werden konnten. Dabei wurden die seitlichen Schneidezähne 12 und 22 anstelle der Zähne 11 und 21 lückig eingeordnet. Die Lücken in Regio 35 und 45 wurden für eine spätere Versorgung vorbereitet. Nach der kieferorthopädischen Dekompensation erfolgte eine bimaxilläre Umstellungsosteotomie mit MaxillaVorverlagerung und asymmetrischer Rückverlagerung der Mandibula unter Berücksichtigung der physiologischen Respirationsmechanik. Nach einer Konsolidierungszeit der ossären Strukturen von etwa sechs Monaten und postoperativem Finishing erfolgte die Entbänderung. Das parodontale Attachmentniveau musste während der gesamten Behandlungszeit kontrolliert und durch Chlorhexamed-Spülungen stabilisiert werden. Abb. 1: Anfangsbefund: En-Face-Foto, Profil rechts Foto: Raha Rejaey zm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1038) CME AUF ZM-ONLINE Rehabilitation bei Long-FaceSyndrom, Prognathie und Parodontitis Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/ DGZMK.

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