Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

62 | POLITIK Die Idee für die Online-Studie entstand im vergangenen Jahr, berichtet Niklas von Kalckreuth. Der Human-Factors-Ingenieur an der TU ist spezialisiert auf Datenschutzverhalten und hat die Untersuchung mit Prof. Dr. Markus Feufel entwickelt. „Auslöser war eine Umfrage, über die in den Medien berichtet wurde. Darin gaben drei von vier Deutschen an, dass sie bereit wären, die ePA zu nutzen“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter. „Wir wissen aber aus anderen und unseren eigenen Studien am Fachgebiet, dass die Absichtsbekundung allein keine zuverlässige Aussage über die tatsächliche Nutzung einer Technologie ist.“ Oft bestehe hier eine Lücke. Um zu überprüfen, wie die ePA tatsächlich genutzt wird, entwarfen die TU-Forschenden einen Click-Dummy der ePA – eng angelehnt an bestehende Patientenakten der gesetzlichen Krankenversicherungen – und legten den 241 Teilnehmenden einen von vier medizinischen Befunden vor. Dazu gehörten neben einem gebrochenen Handgelenk die Diagnosen Diabetes Typ 1, Depression und Gonorrhoe. Im nächsten Schritt wurden die Versuchspersonen gebeten zu entscheiden, ob sie ihre Diagnose in den ePA-ClickDummy hochladen würden. Das Ergebnis (Tab. 1): n Von den 74 Teilnehmenden mit dem Befund Gonorrhoe luden 50 ihre Diagnose hoch. n Von den 62 mit der Diagnose Handgelenksfraktur waren es 53. n Von den 56 mit dem Befund Depression waren es 31. n Von den 49 Teilnehmenden mit der Diagnose Diabetes Typ 1 speicherten 46 den Befund. Die Forschenden errechneten daraus, dass das Hochladen einer Diagnose mit hohem Stigma sechsmal häufiger abgelehnt wurde als das Hochladen einer Diagnose mit niedrigem Stigma. „Ob eine Krankheit akut ist oder chroSTUDIE ZUR NUTZUNG DER EPA Manche Diagnosen werden verschwiegen Stigmatisierte Krankheiten, zum Beispiel sexuellen oder psychischen Ursprungs, werden seltener in die elektronische Patientenakte (ePA) hochgeladen. Das hat eine Studie des Fachbereichs Arbeitswissenschaft an der Technischen Universität (TU) Berlin ergeben. Was die Forschenden empfehlen, um die Verschwiegenheit der Versicherten bis zum Start der ePA im Januar 2025 abzubauen. Lieber nix sagen: Laut einer Studie der Technischen Universität Berlin geben Versicherte Diagnosen, die ihnen unangenehm sind, seltener in der elektronischen Patientenakte an. Fotos: Wayhome Studio stock.adobe.com, gematik GmbH zm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1044) ALLE EPA-APPS IM ÜBERBLICK Die gematik stellt auf ihrer Website eine Liste mit Links zu den jeweiligen elektronischen Patientenakten (ePA) sowie zu den ePA-Apps der gesetzlichen Krankenkassen zur Verfügung. Um die ePA zu nutzen, müssen Versicherte sich die Anwendung ihrer Krankenkasse herunterladen. Aktuell ist noch eine vorherige Registrierung zur Nutzung der elektronischen Patientenakte notwendig, ab 2025 wird dann von der Krankenkasse automatisch eine ePA angelegt und die aktive Registrierung entfällt. Versicherte, die die ePA nicht nutzen wollen, müssen dem widersprechen (Opt-out). Zum ePA-Überblick: gematik.de/anwendungen/epa/epaaktuell/epa-app

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