66 | POLITIK zm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1048) MEDIZINTOURISMUS IN DEUTSCHLAND Ein Gewinn für die Gesundheitsbranche Der Medizintourismus in Deutschland wächst: Rund 182.000 Patientinnen und Patienten aus dem Ausland haben sich 2022 hierzulande behandeln lassen. Das entspricht einen Zuwachs von 17,5 Prozent gegenüber 2021, wie die Hochschule Bonn-Rein-Sieg (H-BRS) untersucht hat. Große Nachfrage kommt aus arabischen Ländern, dem ehemaligen GUS-Raum, aber auch aus den europäischen Nachbarländern. Der deutsche Gesundheitssektor hat mit den Behandlungen im Medizintourismus 2022 einen Umsatz von schätzungsweise 880 Millionen Euro erwirtschaftet, wie eine Untersuchung der Hochschule BonnRhein-Sieg (H-BRS) ergab. Insgesamt reisten demnach im Jahr 2022 Patientinnen und Patienten aus 149 Ländern für eine Behandlung nach Deutschland. Hauptgrund für den Anstieg seien die zunehmenden Patientenzahlen aus Kuweit, aber auch aus Staaten wie Usbekistan oder Kasachstan. Zahlen für 2023 und 2024 gibt es nach Angaben der Hochschule noch nicht. Die Untersuchung der Hochschule beruhe auf eigenen Erhebungen und den Daten des Statistischen Bundesamtes, diese lägen immer erst mit einer Verzögerung von etwa anderthalb Jahren vor. Drei Viertel der Medizintouristinnen und -touristen stammten aus Nachbarländern in Europa, so die Untersuchung weiter. Den Spitzenplatz nehme hier erneut Polen ein. Die Zahl von 11.270 Behandlungen bedeute einen Anstieg um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das größte Nachfrageplus habe Dänemark mit 46 Prozent verzeichnet (insgesamt 880 stationäre Patienten). Zudem habe es innerhalb und außerhalb Europas eine deutlich stärkere Nachfrage aus dem englischsprachigen Raum gegeben – mit den Herkunftsländern USA (plus 73 Prozent), Kanada (plus 67 Prozent), Irland (plus 58 Prozent) und Australien (plus 580 Prozent). Starker Anstieg aus den Golfstaaten Die Hochschule hatte bereits im vergangenen Jahr steigende Patientenzahlen aus den Golfstaaten prognostiziert, was sich in 2022 bestätigt habe, unterstreicht Mariam Asefi, Leiterin des Bereichs Medizintourismus an der H-BRS. Mehr als 560 kuwaitische Patienten und Patientinnen seien 2022 in Deutschland stationär behandelt Steigende Zahlen verbucht der Medizintourismus in Deutschland. Drei Viertel der Medizintouristinnen und -touristen kommen aus Nachbarländern in Europa. Und aus den arabischen Ländern ist die Nachfrage groß, so eine Untersuchung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Foto: Valerii Evlakhov - stock.adobe.com ZAHLENZUM MEDIZINTOURISMUS stationäre Patienten aus dem Ausland 2022: 73.166 (+17,46 Prozent gegenüber Vorjahr): stationäre Patienten aus 149 Ländern 2021: 62.289 (-5 Prozent gegenüber Vorjahr): stationäre Patienten aus 141 Ländern 2020: 64.586 (-33,62 Prozent gegenüber Vorjahr): stationäre Patienten aus 177 Ländern 2019: 97.298 (-2,12 Prozent gegenüber Vorjahr): stationäre Patienten aus 184 Ländern ambulante internationale Patienten 2022: circa 109.017 2019: circa 145.000 Summe internationale Patienten 2022: 182.183 2021: 155.100 2020: 161.586 2019: 242.298 geschätztes Erlösvolumen internationaler Patienten 2022: rund 880 Millionen €/Jahr 2021: rund 750 Millionen €/Jahr 2020: rund 777 Millionen €/Jahr M. Asefi, Eigene Berechnung 2024, Daten Statistisches Bundesamt 2022
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