Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

72 | POLITIK STUDIE ZUR LEBENSERWARTUNG IN DEUTSCHLAND Deutschland verliert weiter den Anschluss an Westeuropa Bei der Lebenserwartung fällt Deutschland im Vergleich zum restlichen Westeuropa weiter zurück, so eine aktuelle Studie. Seit den 2000er-Jahren ist die Sterblichkeitslücke stetig angewachsen. Der Grund: Nachholbedarf bei der Prävention und bei der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei der Lebenserwartung gehört Deutschland in Westeuropa zu den Schlusslichtern und verliert weiter den Anschluss. Das ergab eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung. Untersucht wurden Sterblichkeitstrends über mehrere Jahrzehnte hinweg. Der Rückstand Deutschlands auf die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im restlichen Westeuropa habe im Jahr 2000 rund 0,7 Jahre betragen. Der Abstand habe sich bis 2022 auf 1,7 Jahre vergrößert, heißt es dort. Der Beginn der 2000er-Jahre habe dabei einen Wendepunkt in der Dynamik der Sterblichkeitsentwicklung markiert, so das Autorenteam der Studie. Dies erkläre sich überwiegend durch die Sterblichkeit an nichtübertragbaren Krankheiten. Die Studienautoren verglichen Deutschland mit 14 Ländern: Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, dem Vereinigten Königreich sowie der Schweiz. Ostdeutschland konnte der Studie zufolge nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 zunächst den Rückstand gegenüber Westdeutschland und Westeuropa erheblich verringern. Dazu hätten auch massive finanzielle Investitionen in die Gesundheitsversorgung beigetragen. Bis Anfang der 2000er-Jahre habe dann die Lebenserwartung der Frauen in Ostdeutschland zu Westdeutschland aufgeschlossen und auch gegenüber dem restlichen Westeuropa erheblich aufgeholt. Die Männer in Ostdeutschland hätten zunächst ebenfalls den Abstand gegenüber Westdeutschland und dem restlichen Westeuropa reduzieren können, ergab die Studie weiter. Allerdings sei bei ihnen im Gegensatz zu den Frauen bis heute ein Abstand von rund einem Jahr gegenüber Westdeutschland geblieben. Bei den Männern 1,8, bei den Frauen 1,4 Jahre weniger Der Wendepunkt habe sich dann seit der Jahrtausendwende abgezeichnet. Ab dann hätten sowohl West- als auch Ostdeutschland gegenüber den anderen Ländern Westeuropas an Boden verloren, so das Autorenteam weiter. Während der Rückstand von Deutschland bei der Lebenserwartung der Männer im Jahr 2000 rund 0,7 Jahre betragen habe, sei dieser bis 2022 auf 1,8 Jahre angestiegen. Ein ähnliches Bild zeige sich bei den Frauen: Hier habe sich der Abstand bei der Lebenserwartung von 0,7 Jahren (2000) auf aktuell 1,4 Jahre vergrößert. Lediglich im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 habe bei beiden Geschlechtern eine kurzfristige Annäherung an den westeuropäischen Durchschnitt verzeichnet werden können, da die CoronasDie immer noch hohe kardiovaskuläre Sterblichkeit in Deutschland ist auch auf unzureichende Prävention und Primärversorgung zurückzuführen, so eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Foto: ArtemisDiana - stock.adobe.com zm114 Nr. 12, 16.06.2024, (1054)

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