zm114 Nr. 13, 01.07.2024, (1102) 20 | POLITIK ren, wie eng die Standesorganisationen der Heilberufe zusammenarbeiten, waren neben KBV-Chef Dr. Andreas Gassen auch ABDA-Vize Mathias Arnold am 6. Juni zu Gast in Frankfurt. Gassen kritisierte: „Statt das Fundament unser aller Gesundheitsversorgung in Form von wohnortnahen Praxen und Apotheken zu festigen, ist Minister Lauterbach auf dem besten Weg, das gesamte Gebäude einzureißen.“ Schon jetzt würden 70 Prozent der Kolleginnen und Kollegen im ärztlichen Bereich darüber nachdenken, vorzeitig aus der Versorgung auszuscheiden, habe eine Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ergeben. Was es jetzt brauche, seien Anreize für die Niederlassung. Stattdessen würde jedoch immer stärker „an der Kujonierungsschraube gedreht“. Das wirke abschreckend auf junge Ärztinnen und Ärzte. „Welche Probleme haben wir gemeinsam?“, fragte ABDA-Vize Arnold in seinem Grußwort vor der Vertreterversammlung. „Unter anderem die Nichtanerkennung unserer freiberuflichen Leistung: Wir finden gemeinsam mit Patientinnen und Patienten Lösungen – das ist der Mehrwert der Heilberufe, der von der Politik nicht mehr verstanden wird.“ Alle drei Gesundheitsorganisationen verwiesen in diesem Zusammenhang auf ihre jeweiligen bundesweiten Kampagnen, mit denen sie auf die Belange der Heilberufe aufmerksam machen. Ziel sei, die Bevölkerung über die Folgen der aktuellen Gesundheitspolitik für ihre Versorgung aufzuklären und zu motivieren, die Forderungen der Organisationen zu unterstützen. Auch die Niedergelassenen in den Praxen sollten sich beteiligen, um den Protest in die Fläche zu tragen – insbesondere mit Blick auf die 2025 anstehende Bundestagswahl. Gebraucht: ein Kurswechsel in der Gesundheitspolitik Wie die Vertragszahnärzteschaft den Druck auf die Politik erhöhen möchte, spiegelt sich in den in Frankfurt verabschiedeten Beschlüssen wider. So erhielt der an die Bundesregierung gerichtete Antrag des KZBV-Vorstands, einen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik herbeizuführen, breite Zustimmung und wurde einstimmig angenommen. Zu den darin formulierten Forderungen gehört neben der dauerhaften Abschaffung der Budgetierung auch die Regulierung investorengetragener MVZ und die Schaffung niederlassungsförderlicher Rahmenbedingungen. Einstimmig angenommen wurde ein Antrag, der den Abbau von Barrieren im Rahmen des Aktionsplans für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen ohne Sanktionierungsmaßnahmen für die Praxen vorantreibt. Zudem stimmten die Delegierten der weiteren Finanzierung der KZBV-Kampagne „Zähne zeigen“ zu. Obwohl die aktuelle Gesundheitspolitik oft frustrierend und demotivierend sei, betonte Dr. Holger Seib, Vorsitzender der Vertreterversammlung, dass die Vertragszahnärzte und Vertragszahnärztinnen immer noch eins auszeichne: „Wir geben in stürmischen Zeiten nicht auf und werden die Patientenversorgung wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen, um zu verhindern, dass sie noch weiter abrutscht.“ sth ERSTE ERGEBNISSE STIMMUNGSBAROMETER Bis zum 20. Mai konnten die deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzte an einer Online-Befragung im Auftrag der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) teilnehmen. Ziel war, repräsentative Daten zur Stimmungslage und zu den Herausforderungen im Praxisalltag zu gewinnen. Rund 4.500 Praxen beteiligten sich an der Aktion. Im Rahmen der Vertreterversammlung stellte KZBVChef Martin Hendges erste Ergebisse vor: 72 Prozent der teilnehmenden Zahnärztinnen und Zahnärzte überlegen, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszuscheiden. 58 Prozent sagten, sie würden sich heute nicht mehr niederlassen. 97 Prozent fühlen sich durch Bürokratie überlastet. 81 Prozent gaben an, dass Digitalisierungsmaßnahmen den Praxisablauf beeinträchtigen. 83 Prozent meldeten zurück, dass die Patientenversorgung unter Personalmangel leidet. 77 Prozent beobachteten eine sinkende Zahl von PAR-Neubehandlungsfällen in Folge des GKV-FinStG. 76 Prozent sehen sich infolge des GKV-FinStG von Honorarkürzungen betroffen. Bei der Vertreterversammlung der KZBV stand der dringend benötigte Kurswechsel in der aktuellen Gesundheitspolitik im Mittelpunkt. Foto: KZBV/Darchinger
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