Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

PRAXIS | 29 Lösung, sehen den Konflikt aber noch als realistisch und mit gutem Zureden lösbar an. Dies ist die Stufe I. Wird der Konflikt laut, sollte die Leitung einschreiten Nach ein paar Tagen, der Konflikt schwelt immer noch, beginnen die beiden, ihre Auseinandersetzung lautstark und auch vor anderen Mitarbeitenden auszutragen. Die Anschuldigungen werden schärfer und beide Seiten fangen an Fehler, die mit dem Ursprungskonflikt nicht unmittelbar in Beziehung stehen im Verhalten des anderen zu suchen und herauszustreichen. Der Konflikt weitet sich inhaltlich aus. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass beide Parteien allein zu einer Lösung kommen. Wenn jetzt die Teamleitung vermittelnd eingreift, besteht dafür noch eine gute Chance. Leider kommt es nicht zu einer Vermittlung. Beide Beteiligte haben inzwischen das Gefühl, dass Reden nichts nützt (hat ja bis jetzt auch nicht geholfen) und fangen an, Taten statt Worte einzusetzen. König beobachtet die Tür des Pausenraums. Sobald er sieht, dass Baum eine Pause gemacht hat, betritt er den Raum, spült demonstrativ ihre Tasse ab und vermerkt dies anschließend mit einem Strich in seinem Kalender. Baum hingegen stoppt die Zeit, die König dort verbringt und dokumentiert diese Pausenraumzeiten. Die beiden begegnen einander mit abfälligen Blicken, verlassen den Raum, wenn die andere Person ihn betritt und begegnen sich offen unhöflich. Auch auf dieser dritten Stufe des Konflikts sind Selbsthilfe und Konfliktlösungen mithilfe von Kolleginnen oder Chefs noch gut machbar. Jetzt ist die Grenze der Selbsthilfe erreicht Ab der vierten Eskalationsstufe gelingt es regelhaft nicht mehr, den Konflikt aus eigener Kraft und ohne professionelle Unterstützung zu lösen. Die Grenze der Selbsthilfe ist erreicht. Beide Parteien sind inzwischen schwer enttäuscht vom Verhalten der anderen Seite, beschweren sich bei den Kollegen über den anderen und sprechen offen abfällig und entwertend übereinander. Es bilden sich nach und nach zwei Lager innerhalb des Teams. Stellvertreterkonflikte zwischen Mitgliedern der beiden Lager brechen auf und das Team fühlt sich zunehmend gespalten. Auf Stufe fünf beginnen König und Baum einander offen auch in Hörweite von Patienten zu beschimpfen und negative Zuschreibungen zu machen. Die andere Partei ist faul, dumm, hinterhältig und bösartig. Beide bemühen sich, das Ansehen des anderen so gründlich wie möglich zu zerstören und ihn öffentlich bloß zu stellen. Kommt es dabei zu offen diskriminierenden Unterstellungen, gerät auch der Arbeitgeber in einen Handlungszwang. Beide haben das Ziel, dass die andere Partei das Gesicht verlieren soll und aus dem Team ausgeschlossen wird. Das Spaltungserleben im Team verhärtet sich. Auf Stufe sechs beginnen die beiden einander zu drohen. Baum droht zum Beispiel mit einer Anzeige wegen Beleidigung, König damit, dass er an ihrer Stelle sehr genau drauf achten würde „was ihre Töle beim Spazierengehen frisst". Oft werden auch Ultimaten – zum Teil auch an Dritte – gestellt, wie: „Wenn Sie den noch einmal mit mir in eine Schicht einteilen, kündige ich!“. Ultimaten erzeugen durch den Zeitdruck zusätzlich Stress. Die Drohungen bewirken einen Handlungszwang auf der Seite der drohenden Person, denn eine nicht wahr gemachte Drohung erzeugt einen Verlust an Glaubwürdigkeit. Zugleich erzeugen sie beim Bedrohten Rachegedanken. Auf Stufe sieben besteht das Ziel für beide darin, einander Schaden zuzufügen, solange es für einen selbst keine allzu großen Kosten verursacht. König lässt beispielsweise „versehentlich“ Baums Lieblingstasse fallen und versteckt immer wieder Schriftstücke mit wichtigen Terminsachen, in der Hoffnung, dass sie abgemahnt wird. Baum hingegen sorgt dafür, dass König weder über seinen Geburtstag noch über Weihnachten oder Neujahr Urlaub nehmen kann und dass er „zufällig“ immer in die Spätschicht bis 20 Uhr eingeteilt ist, obwohl er kleine Kinder hat. Von Stufe vier bis einschließlich Stufe sieben besteht die Chance, den Konflikt mithilfe einer externen Mediation noch in den Griff zu bekommen. Am Ende geht es nur noch gemeinsam in den Abgrund Auf Stufe acht werden die schädigenden Akte gegeneinander massiv. Ziel ist es „die andere Seite“, zu vernichten. Es werden „Belege“ herumgezeigt, dass der andere systematisch betrügen. Einander werden Diebstähle untergeschoben, es wird offen verweigert im selben Raum zu arbeiten, Schlüssel verschwinden, so dass Mitarbeitende zm114 Nr. 13, 01.07.2024, (1111)

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