32 | ZAHNMEDIZIN Ein 75-jähriger Patient stellte sich zur Nachkontrolle nach der Entfernung einer Keratozyste im rechten Unterkiefer vor, die vor mehr als fünf Jahren in einer anderen Einrichtung durchgeführt worden war. In der Zwischenzeit war aufgrund eines perimandibulären Abszessgeschehens in derselben Region eine extraorale Inzision vorgenommen worden. Die Panoramaschichtaufnahme zeigte im Vergleich zur Voruntersuchung eine fortschreitende multifokale Osteolyse des rechten aufsteigenden Unterkieferasts, was sich durch die ergänzende Computertomografie bewahrheitete (Abbildungen 1a, b). Eine enoral durchgeführte Probeentnahme bestätigte die Arbeitsdiagnose eines Rezidivs der zuvor diagnostizierten Keratozyste. In der allgemeinen Anamnese fiel eine signifikante kardiale Vorbelastung auf, einschließlich des Zustands nach Implantation eines Einkammer-Defibrillators sowie einer transfemoralen Mitralklappenrekonstruktion aufgrund einer schweren primären Mitralklappeninsuffizienz. Vor acht Jahren war zudem ein Kolonkarzinom diagnostiziert und primär operativ behandelt worden. Die Dauermedikation umfasste unter anderem eine orale Antikoagulation mit Rivaroxaban 20 mg p.o. 1-0-0. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich bei der Aufnahme eine Kribbelparästhesie des Nervus mentalis rechts, bei sonst intakter peripherer Durchblutung, Motorik und Sensibilität. Die Mundöffnung war auf 1,5 cm eingeschränkt. Die prothetisch und konservierend unvollständig versorgte Bezahnung sowie die übrige Mundschleimhaut wiesen keinen pathologischen Befund auf. Mit dem Patienten wurden die verschiedenen Therapieoptionen ausführlich erörtert. Dabei wurden insbesondere die Zugangsmodalitäten (extraoral, enoral oder kombiniert extra- und zm114 Nr. 13, 01.07.2024, (1114) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. a Fotos: Universitätsmedizin Mainz DER BESONDERE FALL MIT CME Rezidiv einer Keratozyste im Unterkiefer eines kardial vorbelasteten Patienten Sebastian Blatt, Peer W. Kämmerer Nach der Entfernung einer Keratozyste bei einem 75-jährigen Patienten zeigte die Computertomografie bei der Nachuntersuchung eine fortschreitende multifokale Osteolyse im rechten Unterkiefer. Die Diagnose eines ausgeprägten Rezidivs wurde durch eine Kontinuitätsresektion behandelt, wobei der Nervus alveolaris inferior geschont und simultan eine Rekonstruktion durchgeführt wurde.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=