Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

ZAHNMEDIZIN | 33 enoral), das Ausmaß der chirurgischen Intervention (erneute erweiterte Zystektomie versus Kontinuitätsresektion) sowie die Rekonstruktionsmöglichkeiten (alloplastische versus autologe Rekonstruktion, mikrovaskuläres versus avaskuläres Knochentransplantat) mit den entsprechenden Risiken und möglichen Komplikationen besprochen. Aufgrund der Rezidivsituation entschied man sich im gemeinsamen Konsens für eine Kontinuitätsresektion. Die ursprünglich anvisierte mikrovaskuläre Rekonstruktion wurde aufgrund der erwarteten verlängerten Operationszeit, des hohen kardialen Risikos und des in angiologischen Voruntersuchungen als insuffizient eingeschätzten Gefäßstatus sowie der gegensätzlichen Entscheidung des Patienten zugunsten eines avaskulären autologen Beckenkammtransplantats geändert. Präoperativ wurde die Resektion entsprechend an einem gedruckten 3-DModell geplant und durchgeführt. Eine Rekonstruktionsplatte wurde präformiert und die Ausmaße des autologen Beckenkammtransplantats wurden festgelegt. Intraoperativ wurde die Kontinuitätsresektion des Unterkiefers gemäß der präoperativen Planung vom Kieferwinkel bis knapp unterhalb der Incisura semilunaris über einen rein extraoralen Zugang durchgeführt, wobei der Nervus alveolaris inferior dargestellt und geschont wurde. Entscheidend war in diesem Fall, dass es zu keinem Zeitpunkt zu einer Eröffnung des Operationssitus nach enoral kam, wodurch eine Kontamination des avaskulären Knochens durch Speichel oder Speisereste vollständig vermieden werden konnte. Unsere klinische Erfahrung zeigt, dass eine solche Perforation, ebenso wie die Notwendigkeit einer Hautinsel, eine mikrovaskuläre Rekonstruktion dringend erforderlich gemacht hätte. Danach wurde ein avaskuläres Beckenkammtransplantat vom rechten Becken entnommen. Die Auswahl eines avaskulären Knochentransplantats wurde aufgrund der klinischen Umstände und der präoperativen Planung bevorzugt, um eine möglichst schonende und risikoarme Vorgehensweise zu gewährleisten. Das Transplantat wurde anschließend in regelhafter Okklusion mittels präformierter Rekonstruktionsplatte eingebracht und osteosynthetisch fixiert. (Abbildungen 2 a-c und 3). Die histopathologische Untersuchung bestätigte die Verdachtsdiagnose eines in toto entfernten Rezidivs der Keratozyste. Der Heilungsverlauf gestaltete sich unter antibiotischer und analgetischer Abdeckung sowie der Umstellung auf nasogastrale Sondenernährung komplikationslos. Der Patient konnte nach ausführlicher Aufklärung über postoperative Verhaltensweisen am fünften postoperativen Tag in die ambulante Nachsorge entlassen werden. Nach zwei und vier Wochen post operationem zeigte sich eine stadiengerechte Wundheilung bei stabilen Wundverhältnissen. Das präoperativ diagnostizierte sensible Defizit am ipsilateralen Nervus alveolaris inferior erholte sich komplett. Diskussion Im vorliegenden Fall handelte es sich um ein Rezidiv einer Keratozyste, zm114 Nr. 13, 01.07.2024, (1115) Abb. 1: Präoperative Panoramaschichtaufnahme (PSA). Es imponiert eine multilokuläre Osteolyse des rechten aufsteigenden Unterkieferastes (1a). Koronarer Schnitt aus dem ergänzenden präoperativen CT. Es imponiert im Seitenvergleich die in der PSA ersichtliche Osteolyse des aufsteigenden Ramus manidulae rechts mit geringer Rest-Kortikalis (1b). Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer Dr. med. Dr. med. dent. Sebastian Blatt Funktionsoberarzt Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Blatt b

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