42 | TITEL Herr Prof. Widbiller, wie ist die Idee zu dieser Zahntrauma-Datenbank entstanden? Ist das eine Idee aus Regensburg oder gibt es bereits ähnliche Projekte? Prof. Dr. Matthias Widbiller: Schon Anfang der 1970er-Jahre begann Dr. Jens Andreasen an der Universitätsklinik Kopenhagen als Pionier mit der prospektiven Erfassung von Daten über Patienten mit Zahnunfällen. Sein Projekt wurde über viele Jahrzehnte weiterentwickelt und fortgeführt – es bildet die Grundlage unseres heutigen Wissensstands. Als wir 2016 das Zahntraumazentrum am Universitätsklinikum Regensburg gründeten, wollten wir nicht nur die optimale Versorgung von Zahnunfällen sicherstellen, sondern nach diesem Vorbild auch das Unfallgeschehen systematisch erfassen und durch wissenschaftliche Analysen Erkenntnisse gewinnen, die für die Unfallprävention und Patientenversorgung in Deutschland relevant sein können. Welche Forschungsfragen hatten Sie da imBlick? Es gibt natürlich viele spannende Fragestellungen. Zunächst sammeln wir epidemiologische Daten, also unter anderem Informationen darüber, wer Zahnunfälle erleidet und wie es dazu kommt. Dazu haben wir spezielle Dokumentationsbögen für Zahnverletzungen entwickelt, die inzwischen bundesweit eingesetzt und in den AWMF-Leitlinien empfohlen werden. Zusammen mit den strukturierten Behandlungsdaten lassen sich Längsschnittuntersuchungen durchführen, die die Möglichkeit bieten, den Erfolg von Therapien oder auch bestimmte Trends bei den Ursachen von Zahnunfällen über Jahre hinweg zu beobachten. Wir erhoffen uns, Risikogruppen oder Risikotätigkeiten für die Prävention zu identifizieren oder auch Versorgungslücken in der Akutversorgung, beispielsweise in der Verfügbarkeit von Zahnrettungsboxen, darstellen zu können. Gute Forschung benötigt zunächst einmal eine ausreichende Zahl von Patientenfällen… Unser Zahntraumazentrum hat sich in der Region gut etabliert und die Zusammenarbeit mit den niedergelassezm114 Nr. 13, 01.07.2024, (1124) Die schnelle Verfügbarkeit von Zahnrettungsboxen ist wichtig für die optimale Erstversorgung von Zahnunfällen. Foto: Universitätsklinikum Regensburg INTERVIEW MIT PROF. DR. MATTHIAS WIDBILLER ZUR ZAHNTRAUMA-DATENBANK REGENSBURG „Spätnachmittags steigt das Zahnunfallrisiko!“ Zahntraumazentren sind eigentlich für die schnelle, spezialisierte Versorgung von Zahnunfall-Patienten da. Die Betreiber des 2016 gegründeten Zahntraumazentrums am Universitätsklinikum Regensburg hatten jedoch von Anfang an auch die Forschung im Blick. Sie wollten Zahnunfälle systematisch erfassen. Dafür setzten sie eine digitale Zahntrauma-Datenbank auf: das „Regensburg Dental Trauma Archive“. Mittlerweile liegen bereits über 2.000 Datensätze von Akutversorgungen vor. Wir haben Prof. Dr. Matthias Widbiller, er ist der Koordinator des Zahntraumazentrums, zu dem Projekt befragt.
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