50 | ZAHNMEDIZIN PULPASCHUTZ BEI ADHÄSIVEN UND KOMPOSITEN Methoden der Zytotoxizitätstestung Ella Ohlsson, Gottfried Schmalz Aus Kompositen freigesetzte Substanzen können bekanntlich die Pulpazellen schädigen. Doch wie werden eigentlich solche Schadensszenarien festgestellt? Welche Methoden der Bestimmung von toxischen Wirkungen gibt es und welche klinische Relevanz entwickelt sich daraus? Der Beitrag bietet einen Einblick in die Methoden der Zytotoxizitätstestung sowie deren Limitationen und gibt Anregungen, wie in der Praxis mit dem Problem umgegangen werden kann. Adhäsive Füllungsmaterialien spielen eine wichtige Rolle in der klinischen Praxis. 2015 wurden weltweit schätzungsweise über 800 Millionen Kompositfüllungen im Frontzahn- und im Seitenzahnbereich gelegt [Tsujimoto et al., 2018]. Insgesamt zeichnen sich die Materialien durch eine gute klinische Erfolgsrate aus [Da Rosa Rodolpho et al., 2022]. Allerdings kommt es in bestimmten Situationen zu Misserfolgen, das heißt, die Restauration muss repariert oder erneuert werden – zum Beispiel aus materialbedingten oder patientenspezifischen Ursachen. Die häufigsten Folgen sind dabei Sekundärkaries und Füllungsfrakturen [Da Rosa Rodolpho et al., 2022; Opdam et al., 2010]. Bei vitalen Zähnen kann es außerdem zu einer Schädigung der Pulpa kommen, mit der Folge einer Pulpitis oder gar Nekrose [Schmalz und Arenholt-Bindslev, 2009]. Eine Nekrose kann verschiedene Gründe haben: Die Bakterienlast der kariösen Läsion war zu hoch, so dass sich eine irreversible Pulpitis entwickelt, oder es kam bei der Präparation zur Gewebedenaturation oder zu einer Odontoblastenverlagerung in die Dentintubuli durch unzureichende Wasserkühlung [Bergenholtz, 1991]. Doch auch die verwendeten Werkstoffe können zu einer Pulpaschädigung führen oder zumindest dazu beitragen. Im Fall von Kompositen spielen dabei freigesetzte Substanzen wie zum Beispiel Monomere, Katalysatoren oder sonstige Substanzen eine wesentliche Rolle. Freigesetzte Substanzen Dentale Komposite werden in der Regel mit einem Adhäsivsystem verwendet und bestehen aus drei verschiedenen Phasen: einer organischen, polymerisierbaren Matrix, anorganischen Füllpartikeln und einem Silan-Haftvermittler, der die anorganischen Füllstoffe mit der organischen Matrix verbindet. Übliche, enthaltene Monomere sind die zähflüssigen Bis-GMA (BispheAbb. 1: Lichtmikroskopische Aufnahmen von in vitro kultivierten Pulpazellen, gewonnen aus extrahierten Weisheitszähnen: Die Zellen wurden 24 Stunden lang Extrakten verschiedener Kompositmaterialien ausgesetzt. A) Unbehandelte Zellen. B) Nekrotische Zellen nach Behandlung mit dem Extrakt eines experimentellen Komposits mit 15 Prozent HEMA. C) Morphologisch veränderte Zellen nach Behandlung mit dem Extrakt eines selbstadhäsiven Komposits. D) Morphologisch veränderte Zellen nach Behandlung mit dem Extrakt eines kunststoffmodifizierten Glasionomerzements. Foto: Ella Ohlsson zm114 Nr. 13, 01.07.2024, (1132) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
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