22 | PRAXIS STIMMUNGSBAROMETER DER ZAHNÄRZTESCHAFT Schlechte Stimmung an der Basis Mehr als die Hälfte der Zahnärztinnen und Zahnärzte würden sich heute nicht mehr niederlassen, 70 Prozent denken sogar darüber nach, vorzeitig aus der Versorgung auszusteigen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen OnlineBefragung, die die KZBV zusammen mit dem Zentralinstitut für kassenärztliche Versorgung (Zi) durchgeführt hat und an der sich über 4.000 Praxen beteiligt haben. Danach denken viele niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte verstärkt über eine vorzeitige Schließung nach, weil ihnen die Planungssicherheit fehlt. Engagierte junge Zahnärztinnen und Zahnärzten sehen zudem offenbar zunehmend weniger Anreize zur Niederlassung. In einigen Regionen zeigt sich bereits heute exemplarisch, wie schlecht es um die wohnortnahe zahnärztliche Versorgung bestellt ist: So berichten 76 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte, dass sie vermehrt Patienten von Praxen übernehmen müssen, die aufgegeben oder die ihre Arbeitszeit reduziert haben. 90 Prozent der Befragten befürchten daher auch, dass sie keine geeignete Nachfolge für ihre Praxis finden. Was nicht an fehlender Begeisterung für die eigene Tätigkeit liegt: Insgesamt 99 Prozent der Befragten halten ihre Arbeit für nützlich und sinnvoll. Sie gehen ihrem Beruf mit Herzblut nach, doch die Rahmenbedingungen hindern sie daran, sich mit vollem Einsatz der Patientenversorgung zu widmen. Vor allem die überbordende Bürokratie sorgt im Praxisalltag für Ärger: Ganze 97 Prozent der Befragten fühlen sich dadurch überlastet, bei 94 Prozent leidet sogar mittlerweile die Patientenversorgung unter dem Zeitmangel durch unsinnige Vorschriften und praxisuntaugliche Digitalisierung. Ein weiteres Sorgenthema: der FachDie schlechte Stimmung im Berufsstand ist ein Alarmsignal für die Zukunft der zahnärztlichen Patientenversorgung. zm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1196) DIE BEFRAGUNG ... ... lief vom 18. April bis zum 20. Mai 2024. Eine Einladung zur Teilnahme an der Online-Befragung erhielten alle zugelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie zugelassenen Medizinischen Versorgungszentren. 12,2 Prozent der Praxen haben sich beteiligt – ein für vergleichbare Umfragen außerordentlich hoher Rücklauf. Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lag bei 53,8 Jahren. 82 Prozent von ihnen sind in einer Einzelpraxis tätig; die übrigen in einer Berufsausübungsgemeinschaft oder in Medizinischen Versorgungszentren. In diesen wichtigen Merkmalen ist die Stichprobe weitgehend repräsentativ für die Grundgesamtheit. Zusätzlich konnte durch Gewichtung der KZVen gewährleistet werden, dass auch die deutschlandweiten Ergebnisse unverzerrt bleiben. Foto: TheWaterMeloonProjec-stock.adobe.com (generiert mit KI)
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=