Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

26 | TITEL und Politikerinnen sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern über die zunehmende Bürokratisierung, die seit Jahrzehnten unveränderte Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) und die als mangelnd empfundene Wertschätzung seitens der Politik zu sprechen. Die Resonanz sei außergewöhnlich gewesen, sagten die Initiatorinnen und Initiatoren und zeigten sich zufrieden. Rheinland-Pfalz: Praxen werden als Arbeitsort immer reizloser In Koblenz demonstrierten rund 1.000 Niedergelassene und Praxismitarbeitende. Als die Zahl der Anmeldungen das Fünffache der erwarteten Teilnehmer erreichte, zog die Kundgebung vom Jesuiten- auf den Münzplatz um. „Das zeigt doch schon, wie viel Druck hier auf dem Kessel ist“, kommentierte Robert Schwan die Lage, Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer Koblenz, die zur Protestaktion im Rahmen ihrer Kampagne „Sofort Schluss“ aufgerufen hatte. Die Belastungen in den Praxen überschatteten zunehmend die positiven Seiten des ZFA-Berufs, wie den „befriedigenden persönlichen Umgang mit den überwiegend über viele Jahre treuen Patienten und die den eigenen Vorlieben folgenden Aufstiegsmöglichkeiten“, teilte die Kammer mit. Die Versorgung könne so nicht mehr aufrechterhalten werden, warnte Schwan „Aber die Politik hat den Schuss noch nicht gehört.“ Besonders in Sachen unnötige Bürokratie sei man „an einem Kipppunkt“. „Das muss sofort zurückgedreht werden“, befand Schwan. 80 bis 90 Prozent der Bürokratie, die Zahnarztpraxen belastet, nannte er „vollkommen sinnlose Misstrauens-Bürokratie“. Und eben diese Pflichten, denen sich das Personal nicht mehr gewachsen fühle, seien ein häufig genannter Grund für den Wechsel in eine andere Branche, zum Beispiel zu den Krankenkassen. Im Unterschied zur Zahnarztpraxis könne man den Mitarbeitenden dort Gleitzeit, Homeoffice und andere Annehmlichkeiten anbieten. Sylvia Gabel, zuständig für ZFA beim Verband medizinischer Fachberufe (vmf), berichtete von einem „Praxensterben auf dem Land und auch in den Städten“. „Wenn Patienten in absehbarer Zeit dutzende Kilometer bis zur nächsten Praxis fahren müssen, ist das für junge Leute kein Problem, wohl aber für ältere und vulnerable Patienten.“ Die Patientenversorgung sei in Gefahr, warnte sie, was dem Bundesgesundheitsminister aber offenbar egal sei. Prof. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, erneuerte seine Mahnung von der Protestveranstaltung eine Woche zuvor in Münzm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1200) Die Mitarbeitenden in den Praxen sind Diamanten, so wertvoll wie selten. Sylvia Gabel, Verband medizinischer Fachberufe Unterstützte den Protest der Berliner Zahnärzteschaft mit ihrem gesamten Team: Zahnärztin Keziban Doğan (rechts vorn). Die Praxisinhaberin aus Berlin-Tiergarten sieht vor allen Dingen die zunehmende Budgetierung von Leistungen kritisch und bemängelt, dass der Prozess der Berufsanerkennung ausländischer Abschlüsse viel zu lange dauert. Foto: zm-sth

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