Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

28 | TITEL aufgerufen hatten Zahnärztekammer und KZV Berlin sowie der vmf. Mehrere hundert Niedergelassene sowie Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter fanden sich im Berliner Zahnärztehaus für eine Podiumsdiskussion ein, darunter Karsten Geist, Chef der KZV Berlin, Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der Kammer Berlin, vmfPräsidentin Hannelore König, der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Christian Zander, und der Sprecher für Gesundheit der Fraktion Die Linke, Tobias Schulze. Alle drei Gesundheitsorganisationen appellierten nachdrücklich an die Politik, die Grundlagen für eine langfristig gut aufgestellte zahnärztliche Versorgung zu schaffen. „Was einer effizienten Patientenversorgung massiv im Weg steht, ist die Budgetierung zahnmedizinischer Behandlungen“, sagte KZV-Chef Geist. Zudem stelle die Überalterung der Zahnärzteschaft eine immense Herausforderung dar: „Es gibt weit mehr ältere, Praxisabgabe-willige als jüngere, Übernahmebereite Zahnmediziner. Für den Nachwuchs ist die Niederlassung wohl nicht mehr attraktiv.“ Auch Kammerpräsident Heegewaldt betonte, dass kaum junge Zahnärztinnen und Zahnärzte bereit seien, eine eigene Praxis zu gründen. Deshalb müssten Hürden wie unnötige Bürokratie, Budgetierung und unausgereifte Telematik abgebaut und die Gewinnung von Nachwuchs- und Fachkräften durch attraktive Rahmenbedingungen gefördert werden. „Das Maß ist jetzt voll und wir müssen gemeinsam gegen die immer schlimmer werdenden Zustände protestieren!“, so Heegewaldt. „Nennen Sie mir im gesamten Bereich der Gesundheitsberufe eine Sparte, die so prophylaktisch arbeitet wie die Zahnärzte“, forderte Zahnärztin Asoudeh Parish aus Berlin-Friedenau die anwesenden Politiker bei der anschließenden Diskussion auf. „Wir machen seit Jahrzehnten Prophylaxe und haben die Krankenkassen dadurch extrem entlastet.“ Vor diesem Hintergrund ist es aus ihrer Sicht absolut unverständlich, eine evidenzbasierte und wirksame Leistung wie die neue Parodontitistherapie erst zu implementieren und kurz darauf zurückzufahren. Niedersachsen: Praxen machten aus der Not eine Tugend Unter der Überschrift „Aus der Not eine Tugend machen“ legten rund 1.500 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Niedersachsen sowie 1.700 Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Arbeit nieder und nahmen an einem digitalen Fortbildungstag teil. Mit der Aktion, zu der die Kammer und die KZV Niedersachsen zusammen mit den Zahnärzten für Niedersachsen (ZfN) und dem Freien Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) eingeladen hatten, wollte die niedersächsische Zahnärzteschaft vor allem die Bevölkerung auf das Praxissterben im Bundesland aufmerksam machen. „Schon heute schließen viele Praxen, weil Zahnärzte und Zahnärztinnen in Rente gehen ohne einen Nachfolger / eine Nachfolgerin zu finden. Viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte scheuen mittlerweile aufgrund der widrigen Bedingungen den Weg in die Selbstständigkeit“, heißt es auf der die Proteste begleitenden Webzm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1202) „DIE VERSORGUNG IST GEFÄHRDET WIE NIE ZUVOR“ Ich war bei dem Protest in Niedersachsen dabei, um darauf hinzuweisen, dass die wohnortnahe Versorgung gefährdet ist wie nie zuvor. Wir starten diese Aktion für unsere Patienten, damit deren Versorgung auch weiterhin gesichert ist. Die Budgetierung der GKV-Leistungen und der seit 1988 nicht angepasste GOZ-Punktwert beschleunigen das Problem. Derzeit beobachten wir ein Praxissterben – jedes Jahr schließen 80 Praxen in Niedersachsen. Das ist insbesondere im ländlichen Raum ein ernstzunehmendes Problem. Ich hoffe, dass dieser Protest ein deutliches Signal an die Politik ist, unser Anliegen ernst zu nehmen. In Niedersachsen sind etwa 40.000 Menschen im zahnärztlichen Umfeld tätig – eine nicht zu vernachlässigende Wählergruppe. Dr. Tim Hörnschemeyer, 58 Jahre, Osnabrück Foto: Privat Am 12. Juni kämpften mehr als 1.000 bayerische Zahnärztinnen, Zahnärzte und ZFA für den Erhalt der zahnmedizinischen Versorgungsstrukturen im Freistaat. „Schluss mit Lücken, Herr Lauterbach! Zahnmedizin braucht Zukunft“, lautete das Motto der Protestaktion, die auf dem Marienplatz vor dem Münchner Rathaus stattfand.

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