TITEL | 29 site mundauf.info. Aktuell machen demnach 80 Praxen pro Jahr dicht. Bremen: Solidarisch mit Niedersachsen „Die Zahnärztinnen und Zahnärzte im Lande Bremen unterstützen die Protestveranstaltung der Kolleginnen und Kollegen aus Niedersachsen“, hieß es im Vorfeld der Protestaktionen in Niedersachsen von den Standesorganisationen im benachbarten Stadtstaat. Bundesweit sende die Zahnärzteschaft immer mehr Warnsignale zu den sich rapide verschlechternden Bedingungen für Zahnarztpraxen und die damit einhergehenden negativen Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung, betonten die Bremer. Niederlassungshemmnisse wie Bürokratie, Budgetierung, Inflation und Fachkräftemangel müssten dringend politisch angegangen werden, um die wohnortnahe Patientenversorgung aufrechtzuerhalten. Saarland: Jeder vierte Zahnarzt ist im Rentenalter Auch im Saarland beteiligten sich Standespolitik, Zahnärztinnen und Zahnärzte am Protesttag. Aktuell gebe es noch 418 Zahnarztpraxen im Saarland. Das seien zehn Prozent weniger als vor zehn Jahren – bei zunehmenden Nachwuchssorgen, berichtete die Saarbrücker Zeitung im Nachgang zu der Aktion. Dr. Lea Laubenthal, Vorsitzende der Zahnärztekammer des Saarlands, wies darauf hin, dass bereits heute 23,4 Prozent der saarländischen Niedergelassenen das Rentenalter erreicht haben. „Nur weil diese Kolleginnen und Kollegen weiterhin arbeiten, ist die zahnärztliche Versorgung noch einigermaßen gesichert“, sagte Laubenthal demBlatt. Im Jahr 2022 hätten neun Niedergelassene ihre Praxen für immer geschlossen, im vergangenen Jahr seien es zehn gewesen, ergänzte Jürgen Ziehl, der Präsident der KZV Saarland. Die flächendeckende und wohnortnahe zahnärztliche Versorgung sei jedoch nicht nur durch Nachwuchsmangel, sondern auch durch „Honorarkürzungen, ausufernde Bürokratie und fehlerhafte Digitalisierung bedroht“, resümierte Dr. Christiane Wagner, Vorstandsmitglied im FVDZ-Landesverband Saarland. sth, LL,mg zm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1203) INTERVIEW MIT CHRISTIAN BARTELT „Das BMG sollte Fehler eingestehen und naheliegende Lösungen angehen“ Zahnarzt Christian Bartelt (FDP) ist seit September 2023 Abbgeordneter im Bundestag. Wir haben ihn gefragt, was die Proteste und die Kampagne „Zähne zeigen“ der Zahnärzteschaft bisher im Politikbetrieb bewirkt haben, ob es ein eigenes Bürokratieentlastungsgesetz für den Gesundheitsbereich braucht und wie die Branche den Fachkräftemangel in den Griff bekommen könnte. Herr Bartelt, seit Anfang des Jahres gab es zahlreiche Protestveranstaltungen, bei denen Zahnärztinnen und Zahnärzte mit ihren Teams auf die Straße gingen, um Herrn Lauterbach zu überzeugen, dass er mit seiner Gesundheitspolitik auf dem Holzweg ist. Wie ist Ihr Eindruck: Ist die Botschaft angekommen? Christian Bartelt: Dass es einen massiven Reformbedarf im Gesundheitsbereich gibt, ist definitiv auch im BMG angekommen. Proteste gab es ja sogar konzertiert aus nahezu allen Bereichen der Gesundheitsberufe. Ob die Mahnungen, immer alle beteiligten Akteure in Gesetzesvorhaben auch frühzeitig einzubinden, bis zum Minister durchgedrungen sind, wird sich zeitnah zeigen. Ein Hauptkritikpunkt ist die stetig steigende Bürokratielast für die Praxen. Wie kann man hier schnell Abhilfe schaffen? Aus eigener Erfahrung kenne ich dieses Problem zur Genüge und betone das auch immer wieder. Auf Druck der FDP hin hat Minister Lauterbach nun zugesagt, ein eigenes Bürokratieentlastungsgesetz für den Gesundheitsbereich aufzusetzen. Als Fraktion sammeln wir schon seit Monaten dezidierte Vorschläge von Verbänden und allen Akteuren und haben diese auch immer umgehend ans Ministerium weitergeleitet. Dort werden sie derzeit geprüft und wir werden nicht müde, eine schnellstmögliche Umsetzung zu fordern. Weitere Ideen sind jederzeit willkommen, denn es soll auch nicht der letzte Anlauf sein, unnötige Bürokratie abzubauen. Stichwort Budgetierung: Besonders betroffen vom GKV-FinStG ist die präventionsorientierte Parodontitistherapie. Wie passt es zusammen, dass nun an anderer Stelle ein Gesundes-Herz-Gesetz zur Vermeidung kardialer Ereignisse auf den Weg gebracht wird? Aus zahnmedizinischer Sicht gab es im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die Veränderung, dass der Zuwachs für die Honorare für vertragszahnärztliche Leistungen begrenzt wurde: Die Gesamtvergütungen durften 2023 nur um die um 0,75 Prozentpunkte verrin-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=