32 | GESELLSCHAFT GESUNDHEITSKRISE IN DEN USA Sonst wird das Implantat halt wieder rausgedreht In den Vereinigten Staaten haben Millionen Einwohner Schulden, die aus Gesundheitsausgaben wie Arztbehandlungen stammen. Damit die Verbraucher trotzdem wieder leichter Kredite für Haus- und Autokäufe bekommen, arbeitet die Biden-Regierung daran, diese Schulden aus Kreditauskünften zu streichen. Und verbietet Kreditinstituten Prothesen einzukassieren, wenn jemand in Zahlungsverzug kommt. Den für Millionen Amerikaner ohnehin schwierigen Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung erleichtert das aber nicht. Dutzende Millionen Amerikaner leiden unnötig, weil sie sich die notwendige zahnärztliche Versorgung nicht leisten können“, schrieb Bernie Sanders, US-Senator des Bundesstaats Vermont auf X. „Im reichsten Land der Weltgeschichte sollte niemand wegen Zahnschmerzen in die Notaufnahme gehen müssen.“ Der Vorschlag von US-Präsident Joe Biden adressiert ein anderes Problem. Er könnte medizinische Schulden aus den Kreditauskünften von mehr als 15 Millionen Amerikanern entfernen, was deren Kreditwürdigkeit erhöhen und zur Genehmigung von etwa 22.000 weiteren Hypotheken pro Jahr führen würde, zitiert CNN aus einem Merkblatt des Büros von Vizepräsidentin Kamala Harris. Der Vorstoß ist in der Bewertung des Nachrichtensenders der Versuch, „den Menschen zu helfen, mit den höheren Lebenshaltungskosten fertig zu werden“. Die Motivation ist für die Journalisten auch klar: Umfragen zeigten, dass die Wähler etwa ein halbes Jahr vor den Präsidentschaftswahlen mit Bidens Wirtschaftspolitik unzufrieden sind. „Es werden nur die Symptome bekämpft, nicht die Ursachen“ Die vorgeschlagene Regel – die frühestens 2025 in Kraft treten könnte – würde es Kreditgebern auch verbieten, medizinische Geräte wie Rollstühle oder Prothesen als Sicherheit für Kredite zu verwenden und diese zurückzufordern, wenn Patienten die Kredite nicht bedienen können. Nach Ansicht der New York Times kann die neue Politik allerdings nicht alle aggressiven Inkassotaktiken verhindern, die scheinbar an der Tagesordnung sind. „Und es beseitigt nicht die zugrunde liegenden medizinischen Schulden, die die Verbraucher haben“, sagte Fredric Blavin, ein leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des sozialpolitischen US-Thinktanks Urban Institute. „Diese Politik bekämpft eher das Symptom als die eigentliche Ursache“. Blavin rechnet damit, dass die Regel zwar ihren eigentlichen Zweck erfüllen wird, aber auch unbeabsichtigte Folgen haben könnte. Zum Beispiel, dass Krankenhäuser künftig Schulden auf andere Weise eintreiben, als sie Kreditbüros zu melden – etwa indem sie Patienten verklagen, deren Lohn pfänden lassen oder die Versorgung aussetzen, bis aufgelaufene Rechnungen bezahlt sind. Glaubt man Sanders, verhindert die mangelnde Liquidität schon heute bei Millionen von Amerikanern, dass sie eine adäquate zahnmedizinische Versorgung bekommen. Nach einem Aufruf seines Büros seien mehr als 500 E-Mails mit Leidensgeschichten von Betroffenen eingegangen, erklärte der Senator in einer öffentlichen Anhörung, deren Videoaufzeichnung er später bei X verbreitete. Dieser Aspekt sei viel zu selten Gegenstand der öffentlichen Diskussion um die Krise des US-Gesundheitswesens, befand der Politiker. In der Folge herrsche im ganzen Land „weit verbreitetes Leid, weil Menschen sich zahnmedizinische Versorgung entweder nicht leisten könnten, oder aber keinen Zugang dazu haben“, so Sanders. „Man könnte meinen, dass wir in einem sehr armen Land leben – aber das ist nicht der Fall.“ 45 Prozent machen sich große Sorgen wegen Zahnarztkosten Eine im Mai 2024 erschienene Studie der Universität Michigan zeigt die Dimension auf, wie sehr gesundheitszm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1206) „
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