Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

GESELLSCHAFT | 41 zm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1215) flikten wirksam zu begegnen. Strenge Regulierung sei nötig, „um die Macht der Industrie einzudämmen und die öffentliche Gesundheit zu schützen“, heißtes. Positiv erwähnt die WHO die 2023 gefassten Pläne des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Kinder vor der Werbung für ungesunde Lebensmittel zu schützen. Inzwischen liegen die Pläne nach einer Intervention der FDP jedoch auf Eis. Derartige Beschränkungen würden der Wirtschaft schaden, argumentiert die Partei. Diese Befürchtung hat jedoch schon im März 2024 ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag von foodwatch widerlegt. Das kam zu dem Schluss, dass die geplanten Beschränkungen der Werbung für ungesunde Lebensmittel die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen effektiv schützen können, ohne die Wirtschaft zu belasten. 35 Verbände fordern Kanzler Scholz zum Handeln auf „Die Industrie betreibt Panikmache, wenn sie vor einem massiven Einbruch der Werbeetats und einem Untergang der Medienlandschaft warnt. Die Befürchtungen sind übertrieben und unbegründet“, sagte Luise Molling von foodwatch. „Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel sind laut Weltgesundheitsorganisation und zahlreichen anderen Fachgesellschaften sind ein zentraler Baustein im Kampf gegen Fehlernährung bei Kindern." So argumentiert auch ein Zusammenschluss von 35 Verbänden, dem auch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) angehört und der Ende Juni in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Forderung erneuerte, so schnell wie möglich gesetzliche Werbeschranken zu verankern. Das im Koalitionsvertrag vereinbarte Gesetzesvorhaben sei „ein wichtiger Auftrag zum Schutz der Kinder vor Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fettund Salzgehalt“, meldet die BZÄK. Die Regelungen müssten umfassend sein und dort wirken, wo Kinder Werbung ausgesetzt sind – sei es bei TV-Werbung, Außenwerbung oder Influencer-Werbung in den sozialen Medien. „Die omnipräsente Werbung für ungesunde Lebensmittel hat fatale gesundheitliche Folgen. Eltern müssen tagtäglich gegen eine Milliardenindustrie ankämpfen, die ihre Kinder mit geschickten Marketingtricks lockt“, heißt es in demoffenen Brief weiter. Die Gesundheit der Kinder dürfe nicht zwischen den Interessen der Industrie zerrieben werden. „Die Politik muss den Stillstand beenden und die Gesundheit der Jüngsten in unserer Gesellschaft durch ein starkes Gesetz schützen.“ „Die Politik muss die Jüngsten durch ein Gesetz schützen“ Hinweis auf die Notwendigkeit hierfür liefern in jüngster Zeit auch immer wieder wissenschaftliche Studien: Ende 2023 zeigte etwa eine Untersuchung der Universität Bristol und der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), dass der Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Krebserkrankungen des gesamten Aerodigestiv-Trakts erhöhen kann – insbesondere für Oropharynx- sowie Adenokarzinome der Speiseröhre. Und jüngst belegten zwei Arbeiten, das der in solchen Lebensmitteln häufig eingesetzte Süßstoff Xylit kardiale Ereignisse begünstigt und übliche Emulgatoren das Diabetes-Typ-2-Risiko deutlich erhöhen. mg 35 Verbände fordern einen gesetzlich verankerten Schutz der Kinder vor ungesunder Lebensmittelwerbung. Foto: Screenshot zm ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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