ZAHNMEDIZIN | 43 Fotos: DGZ/DGPro 2020] ergaben sich bei einem Nachuntersuchungszeitraum von bis zu sieben Jahren durchschnittlich 11,7 Prozent erforderliche Interventionen bei 3.540 Restaurationen – eine praktikable Option also, wenn ein gewisser „Wartungsaufwand“ für Patient und Behandler in Ordnung ist. Keine Implantation unter 30 – bei Zahntrauma In der Session „Dentales Trauma – Grenzen der Zahnerhaltung und prothetische Optionen“ stellte Prof. Dr. Gabriel Krastl, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie in Würzburg, die chirurgische Extrusion als eine Therapieoption nach Kronen-Wurzel-Fraktur vor. Das Vorgehen ist indiziert bei tiefem Frakturverlauf im palatinalen Bereich, wenn keine Vitalerhaltung des Zahnes möglich oder sinnvoll ist. Nach schonender Extrusion (zum Beispiel mit einem BenexII-Extractor, Helmut Zepf GmbH; Easy X-Trac System, A.Titan Instruments) wird die Wurzel um 180 Grad gedreht und replantiert. Danach erfolgen eine Schienung in koronalerer Position und eine Wurzelkanalbehandlung, später die Restauration. Elf klinische Studien berichten über positive Ergebnisse in Bezug auf die parodontale Einheilung ohne Anzeichen einer Ankylose in 95 bis 100 Prozent der Fälle, so Krastl. Für die Prognose des Ankylose-Risikos empfahl Krastl den „Ankylose-Rechner“ in der Trauma-App „AcciDent“. Die Sicht der Prothetik auf UnfallZähne vertrat Prof. Dr. Florian Beuer, Direktor der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre an der Berliner Charité. Er stellte die Sofortimplantation als eine Therapieoption vor. Dabei müsse der bukkale Spalt zwischen Implantat und Alveolenwand beispielsweise mit Knochenersatzmaterial augmentiert werden. Eine Sonderform sei das patientenindividuelle Implantat, wofür er ermutigende klinische 18-MonatsDaten präsentierte [Böhse et al., 2020]. Derzeit hätten diese Implantate allerdings schlechtere Erfolgsaussichten als die klassischen. Prof. Dr. Stefan Fickl vertrat die Sicht des Niedergelassenen. Er sprach sich für eine Sofortimplantation nach Trauma nur bei intakten Alveolen und einem Patientenalter von über 30 Jahren aus. Bei jüngeren Patienten sollten semidefinitive Lösungen gefunden werden, zum Beispiel die Fragmentbefestigung (wenn möglich) oder die Extraktion mit Augmentation und ein Langzeitprovisorium. Nach den drei Vorträgen entspann sich eine engagierte Diskussion mit zm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1217) JAHRESTAGUNG DGZMB: ENGAGEMENT UND KOMPETENZ Die Deutsche Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischem Unterstützungsbedarf (DGZMB), deren dritte Jahrestagung in den DGPro/DGZ-Jahreskongress integriert war, hat eine enorme Kompetenz in der Behandlung von Menschen mit Behinderungen aufgebaut, daneben ein breites Fachwissen über teilweise sehr seltene Syndrome. In diesem Jahr widmete sich PD Dr. Peter Schmidt, Oberarzt im Bereich Behindertenorientierte Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke, zusammen mit Prof. Dr. med. Andreas Merkenschlager, Neuropädiater aus Leipzig, dem Angelman-Syndrom – einer mit einer Prävalenz von 1:12.000 bis 1:20.000 Personen vorkommenden Entwicklungsstörung. Die Betroffenen weisen eine starke Sprachbehinderung mit häufigem Lächeln und Lachen auf. Weitere orale Besonderheiten sind etwa eine vorverlagerte Zunge, ein weiter Zahnabstand und der Mundkontakt zu (nicht-essbaren) Objekten. Dr. Marc Auerbacher, Oberarzt der zahnärztlichen Ambulanz für Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf innerhalb der Abteilung für Zahnerhaltung und Parodontologie in München, gab ein seinem Vortrag Tipps für die Behandlung von Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen. Er empfahl die Honeymoon-Phase der Erkrankung für notwendige zahnmedizinische Therapien zu nutzen. Das ist die Zeit, nachdem die Diagnose gestellt ist, aber noch keine größeren Beeinträchtigungen aufgetreten sind. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Die chirurgische Extrusion ist eine Möglichkeit, Unfallzähne mit Kronen-Wurzel-Fraktur zu retten, so Prof. Dr. Gabriel Krastl.
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