zm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1228) 54 | ZAHNMEDIZIN hat. Daher aus meiner Sicht eine uneingeschränkte Zustimmung zur Fluoridprophylaxe, die aber gleichzeitig durch eine mindestens ebenso starke Kampagne gegen den zu hohen Konsum von Zucker ergänzt werden muss, wenn wir unseren Anspruch als Zahnärzte auch Teil der Medizin zu sein nicht aufgeben wollen.“ „Diese Forderung unterstützt die Informationsstelle für Kariesprophylaxe, die neben den Säulen Fluoridierung, zahnärztliche Prophylaxe und gewissenhafte häusliche Zahnpflege auch die (zahn-)gesunde Ernährung in den Fokus rückt“, heißt es in der Studie. Limitationen der Umfrage „Der strukturierte Fragebogen sollte möglichst ehrlich beantwortet werden und ökonomisch sein (nicht länger als 10 Minuten)“, halten die Forschenden fest. Einfach und klare Fragestellungen sollten dabei den Fragenkern möglichst treffend erfassen und wenig Spielraum für Störeffekte lassen (wie Eigeninterpretationen). Zur Güte der Daten müsse man jedoch festhalten, dass von drei Personen bei zwei Fragen womöglich fehlerhaft geantwortet wurde (Abb. 3 und Abb. 7). Es sei anzunehmen, dass die Skalenbeschriftung eventuell nicht richtig gelesen und daher „falsch herum“ geantwortet wurde. „Andernfalls verwirren ihre einmaligen 'Fluorid-ablehnenden' Antworten, da die sonstigen Fragen durchweg 'pro Fluorid' beantwortet wurden.“ Trotz dieser Umstände wurde sich – aus Gründen der Vollständigkeit und Glaubwürdigkeit – gegen eine Löschung dieser Fälle entschieden. Die Datensätze aller anderen Teilnehmer besaßen keine Auffälligkeiten. Da die relevanten Experten aller deutschen Fakultäten durch den wissenschaftlichen Beirat der IfK identifiziert und anschließend auch eine Einladung zur Teilnahme an der Umfrage erhalten haben, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die hier beschriebene Stichprobe valide ist. Ob jedoch eine Art Selektionseffekt in der Form stattfand, dass von den 98 eingeladenen Experten nur „Fluoridfreundliche“ teilnahmen, lasse sich nicht abschließend klären. Aufgrund der Anonymität der Umfrage könne zudem nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob tatsächlich Stimmen aus allen 30 Fakultäten eingefangen wurden. Die gründliche Konzeption stimme jedoch positiv, dass eine valide Momentaufnahme der neuesten wissenschaftlichen Bewertung von Fluoriden als Wirkstoff in der Kariesprophylaxe gelang. „Die Umfrage lässt aufgrund der starken Eingrenzung auf die Fakultäten jedoch keine weiteren Rückschlüsse auf die 'Fluoridstimmung' bei niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten zu. Auch das Verhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern stellt lediglich eine Einschätzung der Expertinnen und Experten dar“, bemerken die Forschenden. Hier seien weitere Untersuchungennötig. n Frage 9: „Wie häufig empfehlen Sie folgende Produkte zur Kariesprophylaxe?“ Fast immer wird fluoridhaltige Zahnpasta empfohlen (92,5 Prozent immer (7) und 7,5 Prozent fast immer (6)). Zur häuslichen Unterstützung der Zahnpflege wird zudem überwiegend die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz beim Kochen angeraten (60 Prozent immer (7) oder fast immer (6)). Wie häufig empfehlen Sie folgende Punkte zur Kariesprophylaxe? 0% 20% 40% 60% 80% 100% Fluoridiertes Speisesalz Fluoridhaltige Gelees u. Lacke Fluoridfreie Mundspülung Fluoridhaltige Mundspülung Fluoridfreie Zahnpasta Fluoridhaltige Zahnpasta immer nie N=40 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7 0 0 0 0 0 7,5 92,5 20 72,5 7,5 0 0 0 0 0 5 10 32,5 32,5 12,5 7,5 25 55 5 15 0 0 0 0 2,5 2,5 7,5 25 32,5 30 2,5 12,5 5 12,5 7,5 27,5 32,5 Univ.-Prof. Dr. Stefan Zimmer Lehrstuhlinhaber und Abteilungsleiter für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Dekan der Fakultät für Gesundheit Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58448 Witten Foto: Universität Witten/Herdecke Erstautor:
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