Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

POLITIK | 57 zm114 Nr. 14, 16.07.2024, (1231) Foto: BMG/Frederic Schweizer Teach-Back verbessert das Verständnis zwischen Zahnärzten und Patienten! Die Allianz für Gesundheitskompetenz hat am 19. Juni auf der Zukunftswerkstatt eine „Roadmap“ mit Zielen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung vorgestellt: Was sind aus Ihrer Sicht die Handlungsfelder in der Zahnmedizin? Dr. Romy Ermler: Vor allem die Versorgung vulnerabler Gruppen und die starke Präventionsorientierung machen ein hohes Maß an Gesundheitskompetenz in der Patienten-Zahnarztbeziehung erforderlich. Neben der individuellen Beratung und Aufklärung durch die Zahnärztin beziehungsweise den Zahnarzt bieten die bundesweiten Zahnärztlichen Patientenberatungsstellen allen Ratsuchenden ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot. Die Beratung dort trägt wesentlich zur Verbesserung der Mundgesundheitskompetenz bei. Weiterhin wollen wir als Zahnärztinnen und Zahnärzte verstärkt digitale Informationen und Techniken nutzen, um verständliche und verlässliche Informationen bereitzustellen und die Anwendung zu üben. Die neue Roadmap unterstreicht die Bedeutung von Strategien und Projekten, die die digitale Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gezielt unterstützen. Was sind die Herausforderungen im zahnärztlichen Praxisalltag? Wir müssen eine Situation schaffen, in der Patienten die geplante Behandlung verstehen, einwilligen und bereit sind, daran mitzuwirken. Damit dies gelingt, sollten beide Seiten über Gesundheitskompetenz verfügen. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen sind Gesprächsanteile, in denen Beratung und Motivierung erfolgen, in der Honorierung aber untergewichtet und unzureichend abgebildet. Wie können Zahnärztinnen und Zahnärzte denn auf Fake News im zahnärztlichen Bereich reagieren und diese richtigstellen? Verunsichernde Falschmeldungen über Amalgam- oder Fluoridvergiftungen schädigen das Vertrauen der Patienten und erzeugen einen hohen Beratungsund Aufklärungsbedarf beim Zahnarzt. Zahnärztinnen und Zahnärzte können hier gezielt Informationen liefern, das erfordert aber Zeit. Problematisch wird es dann, wenn Angst das Denken blockiert. Oder wenn Patienten den Zahnarztbesuch vermeiden. Viele Untersuchungen zeigen, dass die Gesundheitskompetenz gerade bei vulnerablen Gruppen gestärkt werden sollte: Welche Bedarfe gibt es hierbei in der Zahnmedizin? Für die tägliche Praxis bedeutet dies, dass die zahnmedizinische Versorgung von vulnerablen Patientinnen und Patienten mit besonderen Bedürfnissen verbunden ist. Eine Auswertung der Zahnärztlichen Patientenberatungsstellen zeigt, dass die Beratung älterer, behinderter oder pflegebedürftiger Menschen häufig durch Sprachprobleme oder kognitive Einschränkungen erschwert wird. Dies erhöht die Anforderungen an die zahnärztliche Aufklärung. Darüber hinaus sind Menschen mit Beeinträchtigungen häufig auf Praxen angewiesen, deren Ausstattung und Versorgungsangebote speziell auf sie zugeschnitten sind. Praktisch heißt das, dass die zahnmedizinische Versorgung vulnerabler Patienten besondere Anforderungen an uns stellt. Im Rahmen der Allianz für Gesundheitskompetenz hat die BZÄK bereits viele Initiativen auf den Weg gebracht: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten? Da wären unsere Online-Fortbildungen zur Teach-Back-Methode und zur motivierenden Gesprächsführung, aber auch tolle Materialien zur Begleitung der Einführung des Expertenstandards „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ mit vielen Informationen und Tipps zur Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf auf der BZÄK-Webseite. Außerdem gibt es zahlreiche Fortbildungsangebote der Kammern zur Förderung der professionellen Gesundheitskompetenz für das ganze Praxisteam. Auf der Jubiläumsveranstaltung haben Sie – als eine der BZÄK-Initiativen – die OnlineFortbildung zur Teach-Back-Methode präsentiert. Worum geht es? Teach-Back ist eine wissenschaftlich evaluierte Methode, die Personen in Behandlung in eine aktivere Rolle bringt, die Patientensicherheit und Compliance erhöht und neue Möglichkeiten für eine gemeinsame Entscheidungsfindung eröffnet. Unsere Online-Fortbildung ist eine Initiative im Rahmen der Allianz für Gesundheitskompetenz und dient der Förderung organisationaler Gesundheitskompetenz im zahnärztlichen Behandlungssetting. In diesem Kurs wird in aufeinander aufbauenden Lektionen, Schulungsfilmen und Übungen die Teach-Back-Methode vermittelt. Dabei handelt es sich um eine einfache, aber hocheffektive Gesprächsführungstechnik für eine wirksame, verständliche und nachhaltige Kommunikation mit Patientinnen und Patienten. Welchen Nutzen bietet Teach-Back der Zahnärztin oder dem Zahnarzt? Die Online-Fortbildung kann bei freier Zeiteinteilung durchgeführt werden. Die Anwendung funktioniert auch auf mobilen Endgeräten. Für die Teilnahme erhalten Zahnärztinnen und Zahnärzte vier Fortbildungspunkte. Der Leistungsnachweis erfolgt am Ende durch Weiterleitung auf einen Multiple-Choice-Test. Das Erlernen der Methode unterstützt Zahnärztinnen und Zahnärzte bei ihren gesetzlichen und berufsrechtlichen Aufklärungspflichten, sorgt so für eine größere Zufriedenheit und kann die Bindung der Patienten an die Praxis verstärken. Wie kommt die Methode bei den Patienten an – was ist das Erfolgsrezept? Diese Kommunikationsmethode verbessert das gegenseitige Verständnis zwischen Zahnärztinnen und ihren Patienten. Durch enge Rückkoppelung der Aussagen im Gespräch kann sichergestellt werden, dass Patienten die zahnärztlichen Informationen richtig verstanden haben. So lässt sich Vertrauen aufbauen, eine Basis für die gemeinsame Entscheidungsfindung. Eine gute PatientenZahnarzt-Beziehung wirkt sich positiv auf den Behandlungserfolg aus. Das Gespräch führte Gabriele Prchala. Interview mit Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer

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