Einmal kraftvoll zubeißen, bitte! Vorschau Forschende der Julius-MaximiliansUniversität (JMU) Würzburg und der Universität Lausanne haben bei Florida-Holzameisen (Camponotus floridanus) ein Verhalten beobachtet, „das bisher nur vom Menschen bekannt war“, schreibt die Hochschule. Die Tiere amputieren vorsorglich Gliedmaßen, um das Leben verwundeter Artgenoss:innen zu retten. Das heißt, sie beißen ihm/ihr vorsorglich ein Bein ab. Danach versorgen sie die Wunde durch Belecken. Der rabiate Eingriff verhindert, dass sich lebensgefährliche Wundinfektionen im Körper der Ameisen ausbreiten. Rund 90 Prozent der amputierten Tiere überleben die Behandlung und bleiben trotz des Verlusts eines ihrer sechs Beine „wertvoll für die Gemeinschaft“, weil sie auch danach ihre Aufgaben im Nest wieder in vollem Umfang übernehmen. Auch die Details sind spannend: Die Ameisen schreiten nur dann zur Amputation, wenn der Oberschenkel verletzt ist. Befinden sich die Wunden dagegen am Unterschenkel, wird niemals amputiert, dann werden „die Wunden intensiv ausgeleckt“. Den Grund hierfür sehen die Wissenschaftler in der Position der Pumporgane für die Hämolymphe und die damit verbundenen Verbreitungswege von Infektionen. Tatsächlich beträgt die Überlebensrate der tierischen Therapie 75 Prozent – wenn die Forschenden Ameisenbeine mit Unterschenkelverletzungen amputierten, lag sie bei lediglich 25 Prozent. Und jetzt mal ehrlich: Wann haben Sie zuletzt bei Patienten einen Knochen von der Dimension eines Oberschenkelhalses durchgebissen oder aber eine infizierte Wunde saubergeleckt? Das ist ekelig, keine Frage – aber jetzt stellen Sie sich mal nicht so an. Und bevor Sie kraftvoll zubeißen, achten Sie bitte darauf, dass Würzburger Publikum anwesend ist. Dann können die Forschenden frohlocken, bei der Zahnärzteschaft Verhalten zu beobachten, „das bisher nur von der Holzameise bekannt war“. n THEMEN IM NÄCHSTEN HEFT – zm 17 ERSCHEINT AM 1. SEPTEMBER 2024 GESELLSCHAFT Zahnfeilungen auf Bali Rituale gegen ein lasterhaftes Leben ZAHNMEDIZIN Mundgesundheit und Schwangerschaft Zahnmedizin und Gynäkologie ergänzen sich Fotos: RistoH - stock.adobe.com, Michael Sachs, proDente e.V./Johann Peter Kierzkowski zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1364) 106 | ZU GUTER LETZT
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