Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 15-16

12 | LESERFORUM zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1270) gültiger DIN-Normung, deren gesetzliche Anwendung jedoch bis zum 31.12.2028 hinausgeschoben wurde. Und deshalb tummeln sich ungestraft auf dem Markt neben vielen geprüften auch nicht wenige ungeprüfte Medizinprodukte. Die Geschichte des MPG lehrt uns aber, dass früher oder später die Prüfpflicht in Kraft treten wird. Dann ist ziemlich gut abzusehen, dass viele junge Bärte abzuschneiden sein werden, weil sie gar nicht positiv geprüft werden können. Mit kollegialen Grüßen Dr. Tomas Lang, Essen; Prof. Dr. Peter Gängler,Witten Die Autoren des Fallberichts formulieren das Ziel, eine umfassende interdisziplinäre Rehabilitation bei parodontal instabilen Zähnen in Kombination mit skelettaler Dysgnathie darzustellen. Die „Parodontitis“ im Titel hatte mich neugierig gemacht, zumal ich die parodontal instabilen Zähne auf der Panoramaschichtaufnahme (PSA) zum Ausgangsbefund (Abbildung 3) nicht so recht erkennen konnte. Konkrete parodontale Befunde (Sondierungstiefen (ST), klinische Attachmentverluste (CAL)) werden nicht dargestellt. Am Ende des Fallberichts fassen die Autoren zusammen, dass „die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachleuten wie Kieferorthopäden, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen, Logopäden, Hauszahnärzten, Parodontologen und Hals-Nasen-OhrenÄrzten eine umfassende Behandlung ermöglicht. Die Feststellung ist mit Sicherheit richtig und begrüßenswert. Allerdings hätte ich bei einem Beitrag, der Parodontitis explizit im Titel führt, erwartet, dass die Autoren eine parodontologisch versierte Kollegin / einen parodontologisch versierten Kollegen in ihr Autorenteam integrieren. Dann hätten sich Begriffe wie „klinisch floride Parodontitis“ nicht in den Text eingeschlichen. „Klinisch floride Parodontitis“ ist keine gebräuchliche Diagnose [Caton et al., 2018]. Für die Leser der zm wäre es sicher interessant gewesen, wenn der Fallbericht um sinnvolle Elemente wie eine Diagnose mit Stadium und Grad der vor kieferorthopädischer und chirurgischer Therapie behandelten Parodontitis ergänzt worden wäre. Parodontitis steht zwar im Titel, wird aber im Text außer mit unklaren und unüblichen Begriffen nicht näher charakterisiert. Weder die PSA zum Ausgangsbefund noch die PSA zum Schlussbefund lassen das Vorliegen einer fortgeschrittenen oder vielleicht besser schweren Parodontitis (relativer röntgenologischer Knochenabbau > 33 Prozent der Wurzellänge) erkennen. Wie wurde das parodontale Attachmentniveau während der gesamten Behandlungszeit kontrolliert? Hat ein Mitglied des interdisziplinären Teams regelmäßig das klinische Attachmentniveau (CAL) gemessen? Die Stabilisierung des parodontalen Attachmentniveaus durch Chlorhexidin-Spülungen ist keine leitlinienkonforme Langzeittherapie. Aktuelle Therapiekonzepte empfehlen dafür die Unterstützende Parodontitistherapie (UPT) [AWMF, 2020; Sanz et al., 2020; G-BA, 2021]. Als Fazit für die Praxis wird formuliert, dass „vor einer kieferorthopädischen Intervention bei einem parodontal geschädigten Gebiss eine umfangreiche Parodontitistherapie erforderlich ist“. Diese Aussage ist natürlich absolut zu begrüßen und kann zu 100 Prozent unterstützt werden. Ich hätte mir aber gewünscht, dass diese „umfangreiche Parodontitistherapie“ so detailliert geschildert wird wie die kieferorthopädischen und chirurgischen Maßnahmen. Die Information, dass die Parodontitis durch den Hauszahnarzt behandelt wurde, ist mir zu wenig interdisziplinär. Univ.-Prof. Dr. Peter Eickholz Parodontologe, Frankfurt am Main ZU WENIG INTERDISZIPLINÄR Rehabilitation bei Long-Face-Syndrom, Prognathie und Parodontitis? Zum Beitrag „Der besondere Fall mit CME: Rehabilitation bei Long-Face-Syndrom, Prognathie und Parodontitis“, zm 12/2024, S. 56–59. Literatur: Arnold WH, Konopka S, Gaengler P. 2001. Qualitative and quantitative assess-ment of intratubular dentin formation in human natural carious lesions. Calcif Tissue Int. 69(5):268–273. Beer R, Gaengler P, Wutzler P, Krehan F. 1990. Comparative biological testing of KetacBond glass ionomer cement. Dtsch Zahnarztl Z. 45(4):202–208. Montag R, Dietz W, Nietzsche S, Lang T, Weich K, Sigusch BW, Gaengler P. Clinical and Micromorphologic 29-year Results of Posterior Composite Restorations. J Dent Res. 2018 Dec;97(13):1431-1437. doi: 10.1177/0022034518788798. Epub 2018 Aug 1. PMID: 30067429. Literatur: AWMF. Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III. Die deutsche Implementierung der S3-Leitlinie „Treatment of Stage I–III Periodontitis“ der European Federation of Periodontology (EFP). S3-Leitlinie. Available at: https://www.awmf.org/uploads/ tx_szleitlinien/083-043l_S3_Behandlung-von-Parodontitis-Stadium-I-III_2021-02_2.pdf. Accessed: 23.12.2021, 2021. Caton JG, Armitage G, Berglundh T, et al. A new classification scheme for periodontal and peri-implant diseases and conditions - Introduction and key changes from the 1999 classification. J Clin Periodontol 2018;45 Suppl 20:S1-S8. G-BA. Richtlinie zur systematischen Behandlung von Parodontitis und anderer Parodontalerkrankungen (PAR-Richtlinie). Available at: https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2784/RL-Z_Behandlung_2021-12-16_iK-2022-03-09.pdf. Accessed: 14.05.2024, 2024. Sanz M, Herrera D, Kebschull M, et al. Treatment of stage I-III periodontitis-The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol 2020;47 Suppl 22:4-60.

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