Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1276) 18 | POLITIK jungen Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit sich anstellen zu lassen.“ Die CDU in Thüringen bringt zudem das Modell von „Stiftungspraxen“ ins Spiel, die von der 2009 gegründeten „Stiftung zur ambulanten ärztlichen Versorgung in Thüringen“ getragen werden. Wege aus dem Fachkräftemangel finden Das Wirtschaftsberatungsunternehmen PwC hat ausgerechnet, dass aktuell ungefähr 290.000 Stellen im deutschen Gesundheitswesen nicht nachbesetzt werden können. Im Jahr 2035 könnten es gar 1,8 Millionen sein, prognostiziert PwC. Auf die Frage, wie sie dem Fachkräftemangel begegnen wollen, präsentieren die Parteien unterschiedliche Ideen. Eine häufig genannte Maßnahme ist neben attraktiven Lebensbedingungen durch eine moderne Infrastruktur vor Ort die Beschleunigung von Anerkennungsverfahren ausländischer Fachkräfte. Letzteres würden nach eigener Aussage in Thüringen die FDP, in Sachsen die Grünen und in Brandenburg die CDU, die Linke und die SPD in Angriff nehmen. In „begrenztem Umfang“ will auch die CDU Sachsen auf Fachkräftezuwanderung setzen. Ihr Plan: „Hier wollen wir mit Anwerbebüros in ausgewählten Ländern für bestimmte Branchen als Vermittler, Berater und Qualifikationsort einen entscheidenden Schritt gehen.“ Die AfD Brandenburg setzt auf heimische Fachkräfte und will Studierenden unter anderem durch ein MentoringProgramm die Arbeit auf dem Land schmackhaft machen. In Thüringen kann sich die erwiesen rechtsextreme AfD laut offizieller Rückmeldung „qualitätsgesicherte Angebote zur Anschlussqualifizierung ausländischer Fachkräfte durch die Universität Jena“ vorstellen. Laut Aussage von Stefan Möller, Landessprecher der AfD Thüringen, setzt die Partei jedoch nicht auf Zuwanderung, sondern „auf organisches Wachstum aus der eigenen Gesellschaft heraus“. Zudem sollten die nach seinen Angaben jährlich 1.000 bis 1.500 Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss in Thüringen nachqualifiziert werden. Mit Blick auf die wissenschaftliche Datenlage ist das höchstens ein Tropfen auf den heißen Stein. „Seit dem Ende der Pandemie haben wir in Deutschland einen ungedeckten Fachkräftebedarf von 300.000 Menschen pro Jahr“, sagt Alexander Kritikos, Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Die Geburtenschwäche der vergangenen 30 Jahre jetzt durch eine Steigerung der Geburtenstärke auszugleichen, ist noch nicht einmal mittelfristig eine Lösung. Wir brauchen Zuwanderung.“ Manches muss der Bund regeln Viele Themen, die der Zahnärzteschaft unter den Nägeln brennen, werden nicht auf Landesebene, sondern im Bund entschieden. Jürgen Herbert, Präsident der Landeszahnärztekammer Brandenburg, nennt als Beispiel den Bürokratieabbau: „Bürokratie beruht häufig auf europäischen und Bundesnormen. Wir wünschen uns dabei die Unterstützung der Landesregierung auf europäischer und Bundesebene, hier über den Bundesrat.“ Auch der sächsische KZV-Chef Dr. Holger Weißig nimmt die Landesregierungen im Bund – etwa zu Themen wie einer Anhebung der GOZ – explizit in die Pflicht: „Wir erwarten von der neu gewählten Landesregierung, dass sie sich mit anderen Bundesländern, die ähnliche Probleme zu bewältigen haben, zusammenschließen und Gesetzesinitiativen auf Bundesebene auslösen.“ sth Eine Zusammenfassung aller Rückmeldungen der Parteien können Sie über die E-Mail-Adresse zm@zm-online.de anfordern. Die Wahlen in Brandenburg finden am 22. September statt. Die Zahnärzteschaft fordert einen Ausbau der öffentlichen Studienplatzkapazitäten im Bundesland. Foto: Karl-Heinz Spremberg - stock.adobe.com STATEMENT VON ZAHNÄRZTIN SARAH UHLIG „AM SCHWIERIGSTEN WAR DAS THEMA PERSONAL” „Zu Beginn meiner Selbstständigkeit hatte ich kurz die Sorge, mein Terminbuch nicht füllen zu können. Doch wir wurden von Patienten überrannt, sodass wir nun über Monate ausgebucht sind. Dies zeigt mir, dass der Zahnarztberuf und die Niederlassung attraktiver gemacht werden müssen, besonders weil viele Kollegen in Rente gehen und ihre Praxen oft geschlossen werden. Der Einstieg in die Selbstständigkeit sollte erleichtert und besser gefördert werden. Ein weiteres großes Problem ist es, gut ausgebildetes Personal zu finden. Der Beruf der zahnmedizinischen Fachangestellten sollte attraktiver gemacht werden. Zudem sollte es Quereinsteigern durch Umschulungen ermöglicht werden, ZFA, ZMV oder ZMP zu werden. Praxen die selbst ausbilden, sollten gefördert werden. Was mir ebenso Sorge bereitet, ist der desolate Versorgungszustand der Kinder und Senioren. Wir benötigen mehr Möglichkeiten für Sanierungen in Narkose, bessere Vorsorge und Unterstützung in den Heimen, Schulen und Kitas.” Sarah Uhlig, seit 2024 niedergelassene Zahnärztin in Bad Saarow, Brandenburg

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