Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 15-16

26 | PRAXIS KONFLIKTE IM PRAXISALLTAG – TEIL 3 Wenn zwei sich streiten ... Anke Handrock, Maike Baumann, Annika Łonak Es gibt viele Arten von Konflikten, die in Teams auftreten – und je nach Fall müssen Sie entscheiden, ob und wie Sie handeln. Oft ist es einfach nur ein Missverständnis, hin und wieder prallen auch verschiedene Wertvorstellungen aufeinander und mal entfacht ein Streit um Ressourcen. Gerade für diese Auseinandersetzungen gilt: Je früher Sie sich als Chefin einschalten, desto mehr Druck nehmen Sie aus dem Team. Wie Sie das am besten anstellen, erfahren Sie hier. Generell empfehlen sich folgende Überlegungen, bevor man entscheidet, ob man als Führungsperson einen Konflikt selbst begleiten will: n Worum geht es inhaltlich in diesem Konflikt (um Verständnis, Werte, Verteilung, ....)? n Wie weit ist der Konflikt schon eskaliert? n Welche Personen sind beteiligt? n Liegt das Problem innerhalb eines einzelnen Bereichs oder ist es bereichsübergreifend? n Liegt der Konflikt innerhalb einer Hierarchieebene oder ist er ebenenübergreifend? n Geht es nur um arbeitsspezifische Themen oder sind (andere) Lebensbereiche betroffen? n Bin ich selbst bezüglich des Konflikts frei, bin ich betroffen oder habe ich bereits Partei ergriffen? Je geringer die Eskalation, je kleiner beziehungsweise einfacher das Thema und je weniger man selbst als Chef involviert ist, desto wahrscheinlicher kann man den Konflikt zügig beilegen. Werfen wir einen Blick auf exemplarische Konfliktsituationen und mögliche Lösungsansätze: 1. Das klassische Missverständnis Die Kolleginnen Gitta Grün und Birgit Blau legen großen Wert auf Pünktlichkeit und gegenseitige Wertschätzung. Dennoch kommt Frau Blau oft zu spät zur Arbeit. Frau Grün findet das rücksichtslos. Sie hat den Eindruck, dass Blau sich für etwas Besseres hält. Daher schneidet sie Blau neuerdings, worunter diese leidet. Ihr ist ihr Zuspätkommen sehr peinlich und sie versucht es zu überspielen. Die Öffnungszeiten in der Kita sind neuerdings eingeschränkt und sie kann nur pünktlich zur Arbeit erscheinen, wenn die Strecke von der Kita zur Praxis komplett frei ist. Sie ist sehr zurückhaltend und möchte die Kolleginnen nicht mit ihren privaten Problemen belasten. Also sagt sie nichts. Das ist ein typischer „scheinbarer Wertekonflikt“: Sobald die Konfliktparteien einander ihr Verhalten erklären, wird deutlich, dass ihnen dieselben Werte wichtig sind. Oft ergeben sich dann von selbst Lösungen. Als Führungsperson ist es sinnvoll, die Beteiligten erst einmal einzeln anzusprechen und sich den Konflikt aus der jeweiligen Sicht schildern zu lassen. Beim Zuhören wird in der Regel für Außenstehende schnell klar, ob hier ein Mangel an Verständnis oder ein Missverständnis vorliegt. Dann ist es sinnvoll, beide Parteien schnell ins Gespräch miteinander zu bringen. So ist es möglich, das Missverständnis zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu Foto: Esther Hildebrandt-stock.adobe.com zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1284)

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