34 | POLITIK Finnland hat viel Erfahrung darin, eine medizinische Versorgung in der Fläche zu organisieren. Das geht jedenfalls aus einem neuen Whitepaper hervor, das die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse vor Kurzem veröffentlicht hat. Das Papier wurde zudem Mitte Juni in einem Online-Fachgespräch des Autorenteams Franziska Beckebans, Leiterin Versorgung der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK), und dem in Finnland lebenden freien Journalisten und Autor Sven Preusker weiter vertieft. Lange Wege zum Facharzt, Landarztpraxen ohne Nachfolge, Fachkräftemangel, kleinere Krankenhäuser an der Belastungsgrenze und der fortschreitende demografische Wandel führen in Deutschland oftmals zu Versorgungsproblemen im Gesundheitswesen. Wie Gesundheitsversorgung in strukturschwachen Regionen funktionieren kann, zeigt das Whitepaper am Beispiel von Finnland. Dort leben auf einer Fläche annähernd so groß wie Deutschland gerade einmal 5,5 Millionen Menschen. Gesundheitszentren sichern die Grundversorgung 130 Gesundheitszentren mit insgesamt 510 Standorten bilden die erste Anlaufstelle für alle Patientinnen und Patienten, um die Grundversorgung von akuten Fällen bis hin zu chronisch Kranken sicherzustellen. Unterschiedliche medizinische Fachkräfte arbeiten in den Zentren unter einem Dach. dort sind auch Ärztinnen und Ärzte angestellt. Diese können parallel dazu privatärztlich tätig sein. In den Zentren kommt den Pflegefachkräften als „Gatekeeper“ eine Schlüsselrolle zu. Sie entscheiden in einer Art Triage über das weitere Vorgehen – etwa ob eine ärztliche Untersuchung oder ärztlicher Rat notwendig ist. Die Ausbildung der Pflegefachkräfte (Nurses) erfolgt ausschließlich an (technischen) Universitäten, dauert dreieinhalb Jahre und umfasst 210 ECTSPunkte (ECTS = European Credit Transfer and Accumulation System). Ziel ist die selbstständige Berufsausübung im Bereich Pflege. Darauf aufbauend kann eine Weiterbildung zum Gesundheitspfleger mit Fokus Public Health erfolgen (sechs Monate, 30 ECTS-Punkte) – das sind dann die „Gatekeeper“ in den Zentren. Mit einer zusätzlichen Weiterbildung (45 ECTS-Punkte) erwirbt man die Befähigung, bestimmte Medikamente selbstständig zu verordnen und bestimmte Verordnungen von Ärzten zu verlängern. „Nurse Practitioners“ oder „Physician Assistants“ üben also in Finnland erweiterte Tätigkeiten aus, die dort früher Ärztinnen und Ärzten vorbehalten waren. Foto: zm114 Nr. 15-16, 16.08.2024, (1292) MAẞNAHMEN FÜR EINE BESSERE VERSORGUNG AUF DEM LAND Was wir von Finnland lernen können Die medizinische Versorgung auf dem Land droht in manchen Regionen Deutschlands immer schwieriger zu werden. Stichworte sind der demografische Wandel oder der Ärzte- und Fachkräftemangel. Ein Blick nach Finnland zeigt, welche Modelle unter ähnlichen Herausforderungen greifen können, um die Probleme im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen. Die Finnen setzen auf regionale Einheiten mit größeren Handlungsspielräumen, Teamarbeit und eine digitale Vernetzung. ZMONLINE
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